Wie entsteht Korruption? Wo ist die Grenze zwischen einem Freundschaftsdienst und einem Amtsmissbrauch? Gemeinsam gehen private Gruppen, Behörden und die Polizei gegen Korruption vor. Doch die Dunkelziffer ist hoch und der Schaden ist immens.

Böblingen - Reich dürfte die Mitarbeiterin der Böblinger Zulassungsstelle nicht geworden sein, die Ende Juni wegen Korruptionsverdachts verhaftet worden ist. Ihre Hintermänner schon, die an 500 illegal zugelassenen Luxuslimousinen etwa sechs Millionen Euro verdient haben. Pro Anmeldung bekam die Frau von ihnen nur einen geringen Geldbetrag. Nie hätte jemand im Landratsamt gedacht, dass die Kollegin illegal eingeführte Autos illegal auf Strohmänner anmeldet, wie der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet. Im Gegenteil, die junge Frau war beliebt und galt in der Zulassungsstelle als kollegial und arbeitsam. „Sie hat sich ihre berufliche Zukunft für immer verbaut“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard, „fast könnte man Mitleid haben“. Aber auch nur fast. Denn das Entsetzen in der 2200 Mitarbeiter starken Behörde über den Korruptionsfall ist groß, auch der Landrat ist „tief enttäuscht“, schließlich ist er in der Corona-Zeit oft in der Zulassungsstelle gewesen, um die Mitarbeiter zu motivieren.