Peter Lorenz hat sich dem Quadrat verschrieben. In einer Ausstellung zeigt der Künstler nun aber, was entsteht, wenn Geometrie nicht alles beherrscht.

Korntal-Münchingen - Die strenge Form hat Peter Lorenz geprägt. Die gerade Linie, die geometrische Figur, die Reduktion auf das Wesentliche– das hat den Mann aus Korntal über Jahrzehnte geprägt. Er hat es an der Kunstakademie gelernt und später im Beruf als Grafikdesigner professionalisiert. Sein Lehrmeister war in der Anfangszeit Anton Stankowski, jener Grafikdesigner, der beispielsweise das blaufarbene Logo der Deutschen Bank entwarf. Für die Boulevardmedien war Stankowski danach der Mann, der mit fünf Strichen sehr viel Geld verdient hatte. Stankowski lehrte Lorenz, die Aussage auf den Punkt zu bringen, Überflüssiges vom Wesentlichen zu trennen und wegzulassen.

 

Die unzerstörbare Qualität der geometrischen Form

Das Quadrat hat es auch ihm angetan. „Es ist majestätisch, von einer unzerstörbaren Qualität“, sagt der Künstler. Er aber blieb auch als Maler weitgehend bei der geometrischen Form, wie von kommenden Sonntag an in einer Ausstellung in der Galerie 4/1 in Korntal zu sehen ist. Wobei er in der jüngeren Zeit eben zunehmend freier wird, wie die Schau deutlich macht: Das kräftige Grün ist schwungvoll auf der weißen Leinwand aufgebracht. Die Bewegung muss passen, das Bild – fast eine Momentaufnahme. Ein krasser Gegensatz jedenfalls zu jenen Arbeiten, in der farbstarke Balken mit exakter Kante auf Leinwand aufgebracht wird.

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Die Werke haben fast ausnahmslos keine Titel, man kann, man muss nichts Gegenständliches in den Bildern sehen, sagt Lorenz. Er will dem Betrachter nichts vorgeben. Der kann auch nur wirken lassen, wie Lorenz im Lauf der vergangenen Jahre freier geworden ist: Das Quadrat zerläuft an den Rändern, der Balken wird zur welligen Linie, bunte Farbpunkte hüpfen durch das Bild – aber sind die Punkte nicht auch kleine Kreise? Lorenz löst sich von der strengen, klaren, nüchternen, geometrischen Form. Die Farben sind kräftig und klar, grün, rot, blau, gelb, bisweilen auch im extremen Gegensatz gewählt, schwarz und weiß. Sind es gebrochene Linien, die senkrecht durchs Bild verlaufen? Auch. Aber vielleicht ist es auch eine Darstellung des Organischen, das Wachsende, das aus dem Boden nach oben strebt.

Lorenz bringt Gegensätze zusammen

Ordnung und Chaos, Strenge und freie Form – Lorenz bringt die Gegensätze wie ganz selbstverständlich zusammen und weicht dann doch in einem Bild davon ab, seinen Arbeiten keine Titel zugeben. „Annäherung“ heißt die Arbeit, die auch die Einladungskarte ziert. Quadrat, Rechteck, Balken, Fläche – doch die geometrischen Formen sind in Bewegung. Lorenz hat die Abbildung von einer Frau im roten Mantel abstrahiert. Es ist, wie der Titel sagt, Peter Lorenz’ Annäherung an die gegenständliche Malerei.

Die Hinwendung zur Malerei war ein langer Prozess

Dabei war allein schon die Hinwendung des Grafikdesigners zur Malerei ein langer Prozess, wie Lorenz erzählt. „Die ersten zehn Jahre habe ich gar nicht gemalt“, sagt der gebürtige Korntaler. Und das, obwohl Stankowski ihm einst vorgemacht hatte, wie es geht Fotografie, Grafikdesign und Malerei gleichermaßen zu leben. Erst der Künstler Waldemar Wardaschko, in derselben Straße in Korntal zuhause wie Lorenz, animierte ihn dazu. Lorenz erbat sich ein Jahr, dann würde er bei ihm, Wardaschko, ausstellen.

„Man braucht mehr Mut, um auf eine weiße Fläche loszugehen“, sagt Lorenz, der wie Wardaschko später zu den Gründungsmitgliedern des Korntal-Münchinger Galerievereins gehörte. Der Mann, 1942 in Korntal geboren, blieb dran. Das DIN A4 große Blatt des Grafikdesigners tauschte er ein gegen eine drei Meter große Leinwand – freilich nur in der Freizeit. „Ich war nie darauf angewiesen zu verkaufen“, sagt Lorenz. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zeitlebens als Grafikdesigner. Die Entscheidung gegen ein Leben als freischaffender Künstler hatte er nach eigenen Angaben früh und zudem ganz bewusst getroffen: Er hatte zuhause eine kleine Familie zu ernähren.

Peter Lorenz stellt aus

Die Ausstellung
 Die Arbeiten des Korntaler Künstlers sind vom kommenden Sonntag an, 6. März, in der Galerie 4/1 zu sehen. Die Galerie in der Hans-Sachs-Straße 4/1 im Korntal-Münchinger Stadtteil Korntal ist samstags und sonntags in der Zeit von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Außerdem ist die Ausstellung nach Vereinbarung zu sehen. Die Werke werden bis 27. März gezeigt.

Die Vernissage
 Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 6. März, um 11.30 Uhr. Zur Begrüßung spricht die Vorsitzende des Kunstvereins, Ulli Heyd. Der Kunstwissenschaftler Tobias Wall führt in das Werk ein.

Die Veranstalter
Der Kunstverein Korntal-Münchingen, dessen Mitglied Lorenz ist, lädt dazu ein.