Die FDP will das so genannte Wechselmodell für Familien nach der Trennung zum Regelfall machen – Kinder sollen also zu gleichen Teilen bei beiden Eltern leben. Diese Regelung darf aber nicht erzwungen werden, meint Miriam Hesse.

Berlin - Das Wechselmodell, das die FDP Familien nach der Trennung als Standard aufzwingen will, praktizieren in Deutschland schon viele Kinder. Sie leben bei Vater und Mutter zu gleichen Teilen. Entweder haben sich ihre Eltern darauf geeinigt, oder Gerichte ordneten es an, weil beide Elternteile die Kinder betreuen wollten und die Voraussetzungen dafür nachweisen konnten. Der Regelfall ist das aber nicht – mit guten Gründen, die nicht auf einer generellen Diskriminierung der Väter fußen. Vielmehr sind es unter anderem eben meist die Mütter, die bereit sind, beruflich zurückzustecken.

 

Es kommt nicht von ungefähr, dass gerade die Praktiker wie der Kinderschutzbund und der Verband alleinerziehender Mütter und (!) Väter davor warnen, Familien das Wechselmodell aufzuzwingen. Was theoretisch nach gerechtem Kinder-Sharing klingt, kann in der Praxis die Hölle sein – wenn die Eltern es nicht aus Überzeugung mittragen. Banale Alltags- und Erziehungsfragen werden dann zu weiteren Schauplätzen eines letztlich nicht gelösten Sorgerechtskonflikts. Die Leidtragenden sind die Kinder, die zudem die Last des Pendelns zwischen schlimmstenfalls weit entfernten Wohnorten tragen. Das Wechselmodell darf man keinem überstülpen. Der Umgang nach der Trennung muss individuell ausgefochten werden – zum Wohl des Kindes.