Seit 25 Jahren schafft es der Graffiti-Künstler Banksy, anonym zu bleiben. Seine Werke erreichen dennoch Höchstpreise.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Eigentlich ist im Kunstbetrieb das Gegenteil üblich: Künstler tun alles dafür, damit ihr Name bekannt wird. Banksy schafft es dagegen seit mehr als 25 Jahren, seine Identität geheim zu halten. Über den Briten, der im Jahr 1974 geboren worden sein soll, kursierten schon allerhand Gerüchte, mal hielt man ihn für den Sänger der britischen Band Massive Attack, mal glaubte man an ein Künstlerkollektiv, dann wieder war man überzeugt, dass es sich um eine Frau handeln muss.

 

Seine Werke sind Kult 

Trotzdem weiß man bis heute nicht, wer dieser inzwischen international bekannte Künstler ist, dessen Karriere mit Street-Art begann. Seine erste Einzelausstellung fand im Jahr 2000 in einem Restaurant in Bristol statt. Inzwischen pilgern zu seinen Ausstellungen oft mehrere Hunderttausend Besucher. 2002 sprühte Banksy im Osten Londons mit Schablonen in Schwarz und Rot ein Mädchen, das einen Ballon in Herzform davonfliegen lässt. Das „Balloon Girl“ wurde aus der Hauswand herausgetrennt und für rund 560 000 Euro versteigert. Seit vielen Jahren ist Banksy auch in Deutschland unterwegs und sprayt mal illegal, mal legal – etwa im Künstlerhaus Bethanien.

Banksy lehnt Kunstbetrieb ab 

Banksys Motive beschäftigen sich mit dem Brexit, Flucht oder Umweltzerstörung wie bei seinem jüngsten Werk in Wales, bei dem Ascheregen auf einen Jungen rieselt. Obwohl Banksy selbst den Kunstbetrieb ablehnt, sind seine Werke bei Sammlern begehrt. Deshalb hat ein Mann kürzlich ein Werk an seiner Garagenmauer für eine sechsstellige Summe an einen Galeristen verkauft, der es aber weiterhin in der südostenglischen Grafschaft Essex ausstellen will, um den Tourismus anzuheizen.

Auch bei der Londoner Auktion war im vergangenen Herbst das Interesse groß an dem Bild „Girl with Balloon“, das schließlich für 1,2 Millionen Euro versteigert wurde. Da Auktionshäuser in der Regel sorgfältig die eingelieferten Werke untersuchen, ist davon auszugehen, dass Sotheby’s in die Aktion eingeweiht war – auch wenn das Auktionshaus dies dementiert. Nicht nur der Titel hat sich durch die Zerstörung geändert in „Love is in the Bin“, auch der Preis wird langfristig sicherlich steigen.