Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz nennt private und berufliche Gründe für den Verzicht auf den frei werdenden Posten. Doch wer wird nun der Nachfolger von Finanzbürgermeister Michael Föll?

Stuttgart - Alexander Kotz hat nach reiflicher Überlegung und „mehreren schlaflosen Nächten aus dem Bauch heraus“ entschieden, sich nun doch nicht für die Nachfolge des ausscheidenden Finanz-und Ersten Bürgermeisters Michael Föll (CDU) zu bewerben. Die Wahl des CDU-Fraktionschefs wäre wegen des unstrittig der Union gehörenden Vorschlagsrechts eine reine Formsache gewesen.

 

Kotz begründete diese zweite Überraschung nach der Bekanntgabe von Fölls Wechsel ins Kultusministerium zur früheren Schulbürgermeisterin und Parteifreundin Susanne Eisenmann Anfang März in der vergangenen Woche damit, dass die Beförderung aus der ersten Reihe des Gemeinderats auf die Bürgermeisterbank „zum falschen Zeitpunkt“ komme. Als Eigentümer eines 20 Mann starken Sanitärbetriebs und als – erst am Dienstag wieder gewählter – Kreishandwerksmeister trage er viel Verantwortung, ein Abgang wäre mit Risiken verbunden. Und mit finanziellen Verlusten, weil Sanitär-Kotz fortan keine Aufträge der Stadt mehr hätte annehmen können. Außerdem verwies er darauf, erst kürzlich mit 93 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl gewählt worden zu sein. „Das wirft man nicht einfach weg.“ Er geht davon aus, als Zugpferd allein für zwei von 60 Sitzen sorgen zu können. Die CDU wolle stärkste Kraft im Rathaus bleiben.

OB wird nicht Vorgesetzter von Kotz

Dabei solle sein Visionsprozess „Stuttgart 2030“ helfen, der die großen Leitlinien dieser Stadt aufzeige. Als Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen sowie Erster Bürgermeister könne man zwar vieles davon verwirklichen, so Kotz. „Eine Ganzheitlichkeit, wie sie eine Vision nun mal vorgibt, kann dieses Agieren aber niemals widerspiegeln. Ich möchte diese Vision für Stuttgart auch weiterhin aus dem Gemeinderat heraus gestalterisch vorantreiben und sie in all ihren Facetten jeden Tag vertreten“, heißt es in seiner Mitteilung zum Amtsverzicht.

Der Unternehmer betonte zudem: „Einen Vorgesetzten OB Kuhn wird es für mich nicht geben.“ Es habe ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Oberbürgermeister gegeben, in dem man sich gegenseitiger Wertschätzung versichert habe. Im Rathaus heißt es aber, der OB habe Kotz deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich künftig anders zu verhalten habe. Grünen-Fraktionschef Andreas Winter wies darauf hin, dass sein Kontrahent zuletzt „durch teilweise polemisierende Aussagen die gute Zusammenarbeit auf eine harte Probe gestellt“ habe. Kotz habe „wohl auch gemerkt, dass dieser Stil mit einem Amt als Bürgermeister nicht in Einklang zu bringen wäre“.

Suche nach Kandidaten

Der CDU-Fraktionschef wies auch darauf hin, das Privileg wertzuschätzen, bis auf zwei Ausbildungsjahre nie einen direkten Vorgesetzten gehabt zu haben. Auf die Frage, ob er dann in zwei Jahren versuchen werde, Oberbürgermeister zu werden, sagte Kotz: „Diese Frage stellt sich im Moment nicht.“

Konkrete Vorstellungen, wie die Suche nach einem neuen Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen stattfinden wird, bestehen nicht. Kotz stellt sich vor, mit Kreischef Stefan Kaufmann und zu benennenden Dritten die Fühler auszustrecken – in Stuttgart, aber auch darüber hinaus. Das Anforderungsprofil umfasse „gute Managementfähigkeiten, eine starke Persönlichkeit, Führungs- und Delegationsstärke, wenn möglich Verwaltungserfahrung“. Und CDU-Mitglied müsse der Bewerber sein, jedoch nicht zwingend Immobilienfachmann oder Betriebswirt.

Hätte Kotz das Amt angetreten, das ihm Freunde und Weggefährten nach eigener Aussage zugetraut hätten, wäre er auch Erster Bürgermeister geworden. Die Alternativbesetzung darf darauf nicht hoffen. Kotz sagte, klar sei, dass die CDU ihren Anspruch erhebe. So können sich auch Martin Schairer und Fabian Mayer Hoffnungen machen, Stellvertreter des Oberbürgermeisters zu werden.