Wenn man wie Pedro Rodriguez Sanchez bei Günther Jauch 257000 Euro gewinnt, muss man bis zur Fernsehausstrahlung geheim halten. Wie lebt es sich also am Tag eins nach der Sendung? Wir haben nachgefragt.

Stuttgart - Man kennt das ja oder hat zumindest davon gehört: kommt das große Geld, kommen auf einmal auch die Anrufe. Menschen, die sich früher Freunde schimpften und von denen man mehrere Jahrzehnte nichts gehört hat. Pedro Rodriguez Sanchez könnte davon ein Lied singen. Zumindest steht auch sein Handy seit Donnerstagabend nicht mehr still. Wer da „Wer wird Millionär“ schaute, wusste: Rodriguez hat in einer Spezialausgabe der beliebten Quizsendung mit Günther Jauch 257000 Euro gewonnen.

 

Kein Anruf vom Prinz aus Nigeria

„Auch ich habe Anrufe von Leuten bekommen, von denen ich seit 30 Jahren nichts mehr gehört habe“, sagt Rodriguez mit einem Lachen, als man ihn am Freitag, natürlich auch am Telefon, erreicht. Im Nachhinein sei er froh, nicht so viel Geld gewonnen zu haben, dass „gleich der Prinz von Nigeria anruft und einem obskure Anlageangebote unterbreitet“.

Man muss zur Entschuldigung der Leute jedoch gleich sagen, dass Pedro Rodriguez Sanchez ihnen in den letzten Monaten sein Quiz-Reibach verschweigen musste. Die Aufzeichnung der beiden „Wer wird Millionär“-Ausgaben, an denen er teilnahm, waren zwar bereits Ende November. Doch die Verträge, die jeder einzelne Kandidat vorher unterschreiben muss, enthielten eine klare Ansage: kein Wort im Voraus über die Sendung oder gar den Gewinn. Dieser wäre nämlich dann wieder ganz schnell weg.

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„Das Schweigen war auf jeden Fall das schwierigste“, sagt Rodriguez. Nur die Telefonjoker, die Rodriguez vorher benennen musste, wussten überhaupt von seiner Teilnahme an der Fernsehsendung. „Und natürlich mein Chef, weil ich mir drei Tage freinehmen musste.“ Der 51-Jährige ist Unternehmensberater.

Kleines Public-Viewing mit Freunden

Diese Woche muss sich für ihn folglich angefühlt haben wie für diese Eltern in den USA, die Videos von ihren Babypartys ins Internet hochladen, in denen sie ihren Freunden und Familie das Geschlecht des freudig erwartenden Nachwuchses offenbaren. Bis Donnerstag war er mit Frau und Tochter noch im Urlaub, die Mutter in Barcelona besuchen und „ein bisschen Italien“. Um die Sendung aber noch zu Hause gucken zu können, kamen sie extra früher zurück. „Wir haben mit Freunden und Nachbarn vor dem Fernseher gesessen und mit ein paar Gläschen Schaumwein angestoßen“, sagt er. Die, die noch nicht wussten, wie viel Geld er erspielt hatte, waren dabei genauso angespannt wie er selbst eigentlich auch: „Man weiß ja nicht, wie man im Fernsehen rüberkommt und ob man vielleicht nicht etwas Peinliches gesagt hat.“

Es ist ja auch alles surreal, wenn man einmal Kandidat in einer Quizsendung wie „Wer wird Millionär“ sein darf. Dass es für sie um 3 Millionen Euro ging, haben die Kandidaten selbst erst in der Sendung von Günther Jauch erfahren. Und dann sitzt man tatsächlich wie Rodriguez auf dem Quizstuhl, soll eine Frage für 900000 Euro beantworten und Günther Jauch kauert sich plötzlich vor einem auf den Studioboden, um Dürers Feldhasen nachzuahmen. „Wirklich vorbereiten kann man sich auf so etwas nicht.“

Allgemeinbildung allein hilft nicht

Selbst dann nicht, wenn man wie Rodriguez von seinen Kollegen auf der Arbeit „Wiki-Pedro“ genannt wird. Als solchen haben sie ihn jedenfalls in der Sendung präsentiert, schließlich braucht man auch ein paar witzige Geschichten um den Kandidaten herum. „Aber ich lese wirklich viel, sogar die Marca in Spanien habe ich abonniert“, sagt Rodriguez. Fünf Sprachen spricht der Stuttgarter mit den spanischen Wurzeln und einer Frau mit türkischer Geschichte. „Aus irgendeiner dieser Sprachen bekommt man immer irgendwas hergeleitet“, sagt er.

Und zumindest für die Fragen auf der mittleren Stufe würde eine gute Allgemeinbildung weiterhelfen, meint Rodriguez. Später jedoch brauche es dann wirklich Expertenwissen oder eben auch nur Glück. Er nennt das Beispiel eines anderen Kandidaten aus der Sendung: „Dass bei Rotkäppchen am Ende die Rede von einem zweiten Wolf die Rede ist, kann man eigentlich nur zufällig wissen, wenn man gerade seinen Kindern die Geschichte vorliest“.

Geld schon da

In der Sendung hat Rodriguez bereits verraten, dass er mit dem Gewinn nun noch einmal die Hochzeitsreise mit seiner Frau in Florida wiederholen möchte, diesmal mit der Zwischenstation Disneyland, der Tochter wegen. Und auch eine „komplette Fußball-WM vor Ort“ möchte er einmal miterleben.

Bleibt eigentlich nur die Frage, ob das Geld eigentlich schon da sei: „Tatsächlich wurde sofort es in der Nacht nach der Ausstrahlung überwiesen“, sagt Rodriguez.