Viel hilft viel: Um die Aufmerksamkeit vorbeidüsender Autofahrer zu erhaschen, wurden in Südkalifornien verrückte Läden gebaut.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Los Angeles - Mitten im Nirgendwo tauchen auf einmal meterhohe Dinosaurier auf. Aus einer überdimensionalen Eule wird Eiscreme verkauft. Und in einem drollig aussehenden Hund verbirgt sich, natürlich, ein Hotdog-Stand. Eine Kaffeetasse ziert das Dach eines Coffeeshops. Und ein riesiger Donutkringel die Bude, die Schmalzkringel verkauft. Ein Frauenbein macht Werbung für Nylonstrümpfe. Dann gibt es da Kameras, Iglus, Zitronen, Gebirgslandschaften auf Dächern – und ein Würstchen zwischen Brötchen, alles im XXL-Format.

 

Aus heutiger Sicht sieht das alles nach artifiziellen Spielereien aus, die meist nicht besonders schön sind. Die verrückten und lustigen Bauten wirken wie Puzzleteile eines Freizeitparks, die beliebig am Straßenrand verteilt wurden. Die historischen Aufnahmen, die diese Zeit im verrückten Kalifornien zeigen, wurden bereits vor 40 Jahren in einem schmalen Band mit dem Titel „California Crazy“ veröffentlicht. Und er wurde „im Lauf der Zeit zu einem Katalysator für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der roadside architecture, zu einem Lehrbuch in Architekturseminaren und zu einer Kultschrift für die Subkultur derer, die verschrobene Bauten mögen“, schreibt der Herausgeber und Historiker Jim Heimann. In seinem neu aufgelegten, prächtigen Bildband kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, was für verrückte Architektur da am Straßenrand stand.

Eine Freakshow der kuriosen Architektur

Das Huhn auf dem Restaurant „George’s Chicken“ ist da naheliegend, ein Baum voll von Schinken vor einem Laden sehr lustig. Vor allem zwischen 1925 und 1934 wurden Kaffeetassen & Co. an den Straßenrand gebaut, um Werbung zu machen. Um anzupreisen, was den potenziellen Konsumenten bei seiner Pause erwarten könnte. Es sind überdimensionale Reklametafeln, eine Freakshow der kuriosen Architektur, die man aus heutiger Sicht durchaus mit Humor sehen kann. Und auch wenn da manche die Nase kräuseln, stellte der Architekturhistoriker Henry-Russell Hitchcock bereits 1936 fest, dass „die Kombination von strengem Funktionalismus und kühnem Symbolismus in den besten Ständen am Straßenrand vielleicht das ermutigendste Zeichen für die Architektur der Mitte des 20. Jahrhunderts liefert“. Jim Heimann: California Crazy. American Pop Architecture. Taschen Verlag. 324 Seiten, 40 Euro. Foto: Verlag .