Alle Fehleinschätzungen der Verantwortlichen von ARD und ZDF gipfeln in einer ihrer Stellungnahmen zum Verzicht auf Werbung: „Bestimmte hochwertige Zielgruppen sind für die Werbewirtschaft über die privaten Programme nur schwer oder nicht erreichbar (z.B. Entscheider, Akademiker, Kultur- und Politikinteressierte, Wirtschaftsaffine etc.) – (...) das bedeutet aus gesamtwirtschaftlicher Sicht eine gravierende Einschränkung für die deutsche Wirtschaft“.

 

Bei den Öffentlich-Rechtlichen geht man also davon aus, eine Art Premium-Zielgruppe zu bedienen. Dabei schaffen es die beiden Sender nicht einmal, ein anständiges Programm, sagen wir einmal, für dich und mich zu machen. Und die Sorge um ihren Einfluss auf die deutsche Wirtschaft sollte auch nicht die ihre sein. Im Gegenteil.

Der Werbeverzicht würde zu der Unabhängigkeit führen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erst legitimiert. Die Zielgruppe wäre klar definiert und nicht mehr nur werberelevant, statt auf die Quote zu schielen könnte man den Blick konzentriert auf die Qualität des Programms richten, das nicht nur von Akademikern gezahlt wird, sondern dank der Haushaltsabgabe von jedem.

Da sich das erlaubte Maß an Reklame sowieso nur noch auf ein paar beliebte Werbeinseln – Wetter und Karneval, was Entscheider eben gerne gucken – verteilt, könnte man sich das gleich sparen. Der Gewinn wäre immens: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte ein Alleinstellungsmerkmal, ein klares Profil, das nicht zuletzt auch im Kampf mit den Privaten, den Streamingdiensten und dem Internet dienlich wäre. Im Idealfall macht ein Werbeverzicht aus ARD und ZDF ein deutsches BBC. Wenn die Grundversorgung am Ende so sehr stimmen würde wie bei der British Broadcast Company, würde der Zuschauer den Ausgleich für den Werbeausfall bestimmt gerne zahlen. Sollte die Haushaltsabgabe und die damit verbundenen Mehreinnahmen dafür noch nicht reichen, müsste er dafür im Monat auf eine Butterbrezel verzichten.