Mir kommt der immer wieder hochkochende Streit um die Werbung in unseren öffentlich-rechtlichen TV- und Radioprogramme wie ein Stellvertreterkrieg vor. Verständnis habe ich für die Position von RTL und Sat 1 – aus ihrer Sicht sind die Werbezeiten in den Programmen von ARD und ZDF eine ungerechte Konkurrenz. Wer aber als Politiker oder Zuschauer über die Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen klagt, will damit ja zumeist nur seine persönliche Unzufriedenheit mit dem Programm im Ersten und Zweiten zu Protokoll geben. Irgendwie wird ein geheimnisvoller Zusammenhang gezogen zwischen „Da läuft nur noch Mist in der Kiste“ einerseits und den letzten Werbeminuten, die ARD und ZDF nach vielerlei einschränkenden Regulierungen überhaupt noch zur Verfügung haben.

 

Würde man den Öffentlich-Rechtlichen diese zusätzliche Einnahmen nehmen, ginge das aber ganz sicher nicht zu Lasten der Sport-Übertragungsrechte. Es würde auch kein einziges „Traumschiff“ weniger gedreht. Und auch die Haushaltsabgabe würde ganz sicher nicht zum Ausgleich entsprechend angehoben; kein Ministerpräsident würde sich mit einer derart unpopulären Entscheidung Wählerschelte einfangen wollen. Nein, der Rotstift würde in den Funkhäusern noch stärker dort angesetzt, wo er jetzt schon besonders stark regiert: bei den Qualitätsprogrammen von 3Sat, Phoenix und Arte, bei SWR 2 und Deutschlandfunk. Dort, wohin der vom Mainstream angeblich so genervte Zuschauer und Zuhörer schon jetzt jederzeit wechseln könnte – und wo übrigens rund um die Uhr herrliche Reklamefreiheit herrscht.

Nein, auch ohne „Almased“ und „Obi“ vor der „Tagesschau“ wird der ARD- und ZDF-Mainstream garantiert kein bisschen besser. Er ist genau so, wie er ist, weil Millionen Fernsehzuschauer ihn so am liebsten sehen (was das gleichzeitige Klagen darüber nicht ausschließt). Aber die Qualität in den kleinen Programmen würde es ohne Diätdrink kurz vor acht noch schwerer haben. Also: beweg dich, „Almased“-Mädle!