„Was ist denn da los?“, fragten sich jetzt viele Leute in Stuttgart und Umgebung als sie fünf Flugzeuge beobachteten, die seltsame Wölkchen ausstießen. Die Antwort kommt aus Bayern.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Man ist ja einiges gewohnt, wenn man in den Himmel schaut. Unterhalb von Sonne, Mond und Sternen brummen Drohnen, knattern Hubschrauber, ziehen Satelliten ihre Bahnen und Flugzeug ihre Kondensstreifen. Gelegentlich schaukeln auch Heißluftballons und kreisen Flugzeuge mit Werbebannern. Neuerdings wird der Himmel direkt beschrieben: „Roncalli kommt“ und „Code Hallo Roncalli.de“, war am Samstag über Ludwigsburg Weiß auf wolkenlosem Blau zu lesen. Und dann hoch über dem Stuttgarter Kessel der Schriftzug: „Hallo Stuttgart“. Klar und deutlich, bis er sich nach etwa zehn Minuten in Nichts auflöste.

 

„So etwas habe ich noch nie gesehen“

Etliche Leserinnen und Leser rätselten über die Himmelserscheinung. „So etwas habe ich in meinen fast 68-jährigen Leben noch nie gesehen“, schrieb ein Herr aus Möhringen. „Ich kann nur vermuten, dass entweder die Feierlichkeiten in den Kelley Baracks oder das Event der Fantastischen Vier dahintersteckt.“ Nichts dergleichen. Die Schriftzüge am Himmel sind das Werk von fantastischen fünf Piloten, die am Samstag in Kunstflugzeugen auf 3000 Meter Höhe im Abstand von 20 bis 30 Metern über die Region flogen und computergesteuerte Wölkchen absonderten. Vom Boden aus gesehen ergaben diese die erwähnten Schriftzüge.

Ein Buchstabe ist 200 Meter lang

Der Stuttgarter Flughafen ist bei der Suche nach den Urhebern behilflich. Sie führt zum Unternehmen Skytexter mit Sitz im bayerischen Unterwössen. Ein Anruf bei Sprecher David Schimm bringt Klarheit: „Ja, wir waren’s!“ Skytexter sei ein Team von Kunstflugpiloten, das in Absprache mit der Deutschen Flugsicherung Buchstaben, Botschaften teils auch Logos in den Himmel schreibe. Durch die große Höhe und Buchstabengröße (200 Meter) sei eine solche Nachricht viele Kilometer lang und könne aus großer Entfernung wahrgenommen werden. In diesem Fall war es Werbung für das Gastspiel des Circus Roncalli ab 11. August 2022 in Ludwigsburg. Ein niedriger fünfstelliger Betrag ist dafür fällig. Bei der Gelegenheit haben die in Tannheim gestarteten Piloten auch gleich die Towerbesatzung des Stuttgarter Flughafens gegrüßt („Hallo STR“ – samt Herzchen) .

So neuartig diese Form der Werbung wirkt, erfunden wurde sie laut David Schimm schon in den 1960er Jahren – jedoch nie professionell umgesetzt. Skytexter ist aktuell demnach das einzige Unternehmen in Europa, das den Himmel als Werbefläche verwendet. Ein Vollzeitjob sei das aber nicht, betont Schimm. Die Zahl der Starts liege bei etwa acht im Jahr. Im richtigen Arbeitsleben seien die Flieger Berufspiloten.

Das Unternehmen verweist auf Klimaschutzprojekte

Und was ist mit der Umwelt? Sprecher Schimm betont, dass die Wölkchen aus umweltfreundlichem Paraffinöl bestehen würden, die bei höherer Temperatur verdampfen. „Es bleiben keine Rückstände in der Luft.“ Der CO2-Ausstoß der Kunstflugzeuge würde durch Klimaschutzprojekte mit dem Unternehmen Climate-Partner ausgeglichen: „Somit fliegen unsere Flugzeuge klimaneutral.“

In Stuttgart war Skytexter übrigens zum ersten Mal aktiv. Womöglich jedoch nicht zum letzten Mal. „Es könnte sein, dass wir zur Wasenzeit wieder fliegen“, deutet der Sprecher an.