Beim Festakt zu 100 Jahren Ausbildung in Untertürkheim blicken Daimler-Prominenz und ehemalige Auszubildende zurück und in die Zukunft.

Esslingen/Stuttgart - Normalerweise findet man im Daimler-Ausbildungszentrum in Esslingen wohl eher junge Menschen. Nicht so am Freitag. Dort sah man viele Menschen mittleren und höheren Alters, die das hundertjährige Bestehen der Berufsausbildung im Werk Untertürkheim feierten: Über 16 000 junge Menschen haben hier seit 1916 eine Ausbildung durchlaufen.

 

Das Jubiläum wurde mit einem Festakt begangen, zu dem neben Daimler-Prominenz auch Landeskultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) gekommen war. Es sei vorbildlich, was in Untertürkheim geleistet würde, sagte sie während der Veranstaltung. Die Ausbildung im Allgemeinen müsse in die Zukunft geführt werden, denn die künftigen Herausforderungen würden größer und nicht kleiner. Sie betonte, dass die Qualität im Vordergrund stehen müsse.

Hightech und Handarbeit an einem Ort

Noch am Anfang seiner beruflichen Karriere ist Andreas Kindler. Der 18-Jährige ist im zweiten Jahr seiner Ausbildung zum Industriemechaniker und findet es gut, dass er im Berufskolleg seine Hochschulreife machen kann. Er steht an einer Fräsmaschine. Dort lernt er, wie man verschiedene Teile herstellt und die Daten für die Produktion berechnet. Das Fräsen übernimmt dann die Maschine. Selbst Hand anlegen muss man in der Ausbildung aber auch.

Der klassische Einstieg im ersten Jahr ist das Feilen per Hand am Schraubstock. Dort muss ein Stück Stahl in U-Form auf Maß gebracht werden. „Danach weiß man die Maschinen zu schätzen“, sagt Andreas Kindler lachend.

Mit deutlich weniger technischer Unterstützung begannen im Jahr 1916 die ersten 36 Lehrlinge ihre Ausbildung in Untertürkheim. Die Auszubildenden konnten damals jedoch lediglich die Berufe Schlosser und Dreher lernen. Heute wird am Standort in zehn Berufen und vier dualen Studiengängen ausgebildet.

Auch Vorstand Thomas Weber lernte in Untertürkheim

Walter van Drunen begann seine Ausbildung 1953 als Schlosser. Es sei alles etwas provisorisch gewesen, so kurz nach dem Krieg, aus den Trümmern aufgebaut, sagt er. Der heute 80-Jährige lernte damals noch direkt im Werk. Noch heute trifft er sich ein mal im Jahr mit seinen ehemaligen Kollegen aus der Ausbildung. Vor allem den Ausbildern spricht er ein Lob aus: „Die Männer aus der Meistergilde waren wie Ersatzväter, sehr respektable Menschen.“ Sie hätten ihn ein Leben lang geprägt, sagt er.

Auch Daimler-Vorstand Thomas Weber fing seine Karriere 1969 beim Autobauer in Untertürkheim an. Er absolvierte eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. Was hat sich seitdem verändert? Seit seiner Ausbildung sei alles noch einmal professioneller geworden, sagt er und spricht über Hightech, Automatisierung und natürlich Computer. Es seien heute außerdem mehr Mädchen in der Ausbildung als noch zu seiner Zeit. Konzernweit sind es 22 Prozent. Die Frage, ob er direkte Wünsche zur Ausbildung habe, verneint er. Es wäre aber toll, wenn man den Standort noch besser international vernetzen könne, zum Beispiel in der Ausbildung als Station auch nach China gehen zu können.