Die Schließung einer Werkrealschule im Süden können die Bezirksbeiräte wohl nicht verhindern. Welcher der beiden Standorte, Heusteig- oder Lerchenrainschule, eine Zukunft als Gemeinschaftsschule hat, dazu gab das Gremium keine Empfehlung ab.

S-Süd - Es ist unglücklich, eine Schule zum Auslaufmodell zu erklären, ohne eine andere Perspektive zu haben“, brachte es Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Süd, gleich zu Beginn der Debatte über die Schulentwicklungsplanung im Bezirksbeirat auf den Punkt. Die erneute Diskussion darin begründet, dass die Lokalpolitiker die Pläne der Verwaltung Mitte Januar rundheraus ablehnten. Diese will die Werkrealschule an der Heusteigschule ab dem kommenden Schuljahr nach und nach schließen. Die Bezirksbeiräte kämpfen dafür, der Heusteig- wie auch der Lerchenrainschule zu ermöglichen, ein weiteres Jahr Fünftklässler aufzunehmen. Der entsprechende Antrag aller Fraktionen fand jedoch kein Gehör bei der Stadt und so berieten die Bezirksbeiräte am Dienstagabend wieder über die Schulentwicklungsplanung – und lehnten sie erneut ab.

 

Dieses Mal verknüpften die Fraktionen ihre Ablehnung mit dem Antrag, ein Gesamtkonzept für die Bildungsinfrastruktur im Süden zu erstellen, um ein umfassendes Bildungsangebot im Süden zu ermöglichen und um die vorhandenen Raumkapazitäten richtig zu nutzen. Die Kompetenzen von Lerchenrain- und Heusteigschule wollen sie gebündelt wissen. Zudem bekräftigten die Bezirksbeiräte, dass es im Süden Bedarf für mindestens zwei weiterführende Schulen zusätzlich zu den Gymnasien gebe. Zumal die Schülerzahl in den kommenden Jahren nicht zurückgehen soll.

Nur einer der beiden Werkrealschulstandorte hat Zukunft

Die Fraktionen sind sich darin einig, dass aufgrund der Nachfrage die Schickhardt-Realschule nicht zur Debatte steht. Zwar schlug die FDP-Fraktion in einem eigenen Antrag vor, die Schickhardt-Realschule in das Gebäude der Lerchenrainschule umzusiedeln. Dieser Antrag scheint jedoch wenig Erfolg versprechend. Zum einen hat die Realschule viel mehr Schüler als der Werkrealschulzug der Lerchenrainschule, zum anderen haben Schickhardt-Realschule und Schickhardt-Gymnasium im Schulbeirat am Dienstag bereits angekündigt haben, enger zusammenarbeiten zu wollen. In einem Kooperationszug sollen sowohl Schüler des Gymnasiums als auch Schüler der Realschule in neun Jahren das Abitur machen können. Dafür können die Realschüler von der sechsten Klasse an in einer zweiten Fremdsprache unterrichtet werden.

Bleiben die beiden Werkrealschulen, die nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung 2012 deutlich weniger Fünftklässler gewinnen konnten als in den Vorjahren. „Es ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die wir je treffen mussten“, sagte der Grünen-Fraktionssprecher Wolfgang Jaworek zur Frage, welcher Schulstandort im Süden die beste Perspektive hat, sich zur Gemeinschaftsschule weiterzuentwickeln und damit langfristig bestehen könnte.

Emotionale Diskussion

Welche Werkrealschulstandorte geschlossen werden, das entscheidet der Gemeinderat am 28. Februar. Deshalb waren nicht nur vier Betreuungsstadträte in der Sitzung des Bezirksbeirats, um sich ein Stimmungsbild zu machen, sondern auch Vertreter beider Werkrealschulen. Die Diskussion war sehr emotional, auch weil alle Fraktionen außer der CDU zunächst gefordert hatten, eine Gemeinschaftsschule im Süden am Standort der Heusteigschule zu entwickeln. Sowohl Jochen Schmidt-Rüdt, Leiter der Heusteigschule, als auch Dorothea Grübel, Leiterin der Lerchenrainschule, warben für ihre Schulen.

Jochen Schmidt-Rüdt etwa führte an, dass seine Schule Vorreiter in Sachen Schulsozialarbeit sei und schon lange Gemeinschaftsschule werden wolle. Dorothea Grübel betonte die langjährige Erfahrung ihres Kollegiums im Unterrichten von zehnten Klassen. Unterstützt wurden die beiden von zahlreichen Kollegen. Dass die Schulen sich so verkaufen hätten müssen, kritisierte Heinrich Bek (CDU). Diese Kritik im Ohr formulierten die Bezirksbeiräte in der Sitzungspause den Antrag um und fordern die Verwaltung stattdessen auf, beide Standorte noch einmal eingehend zu prüfen. Es war eine Formulierung, der alle Fraktionen zustimmen konnten.