Konstantinos Savvidis vertritt bei den Gemeinnützigen Werkstätten die Kollegen mit Handicap. Auch auf Landes- und Bundesebene ist er aktiv – un trifft dabei Politpromis.

Magstadt - Konstantinos Savvidis kommt in ganz Deutschland rum. Er ist Werkstattrat der Magstadter Filiale der Gemeinnützigen Werk- und Wohnstätten (GWW) und als solcher auch in leitender Position des Gesamt-Gremiums der GWW. Werkstatträte sind die Betriebsräte der Mitarbeiter mit Handicap. Aktiv ist Savvidis aber nicht nur auf GWW-Ebene, sondern auch landes- und sogar bundesweit. Zweimal im Monat fährt er zu Vorstandssitzungen der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstatträte nach Stuttgart oder Reutlingen. Mehrfach im Jahr besucht er Sitzungen der Bundesvereinigung der Werkstatträte, die mal in Berlin, mal in Rostock stattfinden. Das Highlight für ihn ist jedes Jahr die Werkstatträte-Konferenz der SPD-Bundestagsfraktion im Bundestagsgebäude. Politpromis trifft er dort. „Einmal hat uns Frank-Walter Steinmeier begrüßt“, erzählt Konstantinos Savvidis.

 

Doch entscheidend für ihn sind nicht die Begegnungen mit Politikern, sondern die konkrete Arbeit zur Verbesserung der Werkstattbedingungen von betreuten Menschen. Savvidis selbst gehört zu dieser Gruppe. Wegen einer psychischen Erkrankung, die ihn Mitte der 1990er Jahre traf, tut er sich im Berufsleben schwer. Seinen Beruf als Rangierleiter bei der Bahn konnte er nicht mehr ausüben, auch Eingliederungsversuche in andere Bereiche des ersten Arbeitsmarktes gelangen nicht. Froh ist Savvidis, der in Griechenland eine Ausbildung zum Elektroniker absolviert hat und erst mit 21 Jahren nach Deutschland gekommen ist, dass er im Jahr 2000 bei der GWW eine neue Aufgabe fand.

Nach einem Jahr bereits gewählt

Wobei ihn zunächst die Arbeit in der Magstadter Werkstatt unterforderte, wo die Mitarbeiter Seitenscheiben für Daimlermodelle montieren. Doch sehr schnell fand der kommunikative Mann, der fließend Deutsch spricht, seine wahre Berufung. Bereits ein knappes Jahr nach seinem Eintritt bei der GWW wurde er in Magstadt zum Werkstattrat gewählt.

Seither kümmert er sich um die Belange seiner Kollegen, seit einigen Monaten ist er dafür komplett von der Produktion frei gestellt. „Ich versuche zum Beispiel zu vermitteln, wenn es Konflikte zwischen Mitarbeitern gibt“, erklärt Savvidis eine seiner Aufgaben. Vor allem wenn für bestimmte Aufträge vorübergehend neue Leiharbeiter eingesetzt werden, gebe es gelegentlich Probleme mit dem Stammpersonal.

Auch bei Fragen zum Lohn ist der Werkstattrat der erste Ansprechpartner für die Kollegen. Erst kürzlich wieder war sein Know-how gefragt. als mit der GWW-Geschäftsführung über Lohnkürzung für die behinderten Mitarbeiter verhandelt wurde. Grund dafür waren wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Werkstattrat sah die Notwendigkeit ein – und musste die Entscheidung den Kollegen verkünden. „Da gab es schon einige Proteste“, sagt der 46-Jährige. Auch das gehört zu seinem Job. Es falle ihm nicht immer leicht, damit umzugehen. Ein Betreuer bei der GWW steht ihm in solchen Momenten bei.

Bei der GWW gibt es seit Jahrzehnten Werkstatträte

Werkstatträte gibt es bei der GWW schon seit Jahrzehnten. „Lange bevor das der Gesetzgeber forderte“, sagt Steffen Müller, der Pressesprecher der GWW. „Uns ist es wichtig, die Mitarbeiter bei allen wichtigen Entscheidungen zu beteiligen.“

Innerhalb des Mitarbeiter-Gremiums sei die Arbeit nicht immer einfach, sagt Savvidis. Denn nicht alle Mitglieder sind so fit wie der Grieche. „Wir haben Kollegen, die nicht lesen und schreiben können.“ Da stößt auch der GWW-Werkstattrat manches Mal an seine Grenzen.