Ein 24-Jähriger und zwei Komplizen müssen sich demnächst vor dem Landgericht verantworten: Sie haben scharf gemachte Schreckschusspistolen und Sturmgewehre über das Internet verkauft. In einer Werkstatt in Sindelfingen wurden die Waffen bearbeitet. Dafür, dass die Gewehre bei den Terroranschläge in Paris zum Einsatz kamen, gibt es aber keine Anhaltspunkte.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Magstadt - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat gegen einen 24-jährigen und zwei 28-jährige deutsche Staatsangehörige Anklage am Landgericht Stuttgart erhoben. Der jüngere aus Magstadt stammende Mann soll im Sommer 2015 in einer eigens dafür eingerichteten Werkstatt in Sindelfingen in mehreren Fällen vor allem Schreckschusspistolen der Marke Umarex, Modell „Walther PK380“, in scharfe Waffen umgebaut und diese anschließend im Internet an Abnehmer innerhalb Deutschlands verkauft haben. Dabei bewegte er sich im Darknet, einem nur über Anonymisierungsnetzwerke zugänglichen Bereich des Internets. Der 24-Jährige hat den Beruf des Werkzeugmachers erlernt.

 

Kein Anhaltspunkte für einen Einsatz in Paris

Einer der beiden 28-Jährigen soll sich an diesen Geschäften beteiligt haben, indem er den Erwerb von Maschinen und Material finanzierte. Darüber hinaus sollten die aus den Waffengeschäften erzielten Gewinne über seinen legalen Betrieb gewaschen werden. Der dritte Angeschuldigte soll den 24-Jährigen bei den Arbeiten an den Waffen in der Werkstatt unterstützt haben. Er ist ebenfalls Werkzeugmacher. Die Männer sind Ende November festgenommen worden. Damals kam der Verdacht auf, dass die von ihnen präparierten Waffen bei den Terroranschlägen von Paris am 13. November verwendet worden sind. „Anhaltspunkte dafür bestehen nicht“, teilt jedoch die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit. Die Attentäter verwendeten Waffen gleichen Typs.

Denn die beiden Hauptangeschuldigten wollten sich offenbar an das große Geschäft wagen: Sie sollen hinaus im September 2015 vereinbart haben, neben den Schreckschusswaffen auch Sturmgewehre der Fabrikate „AK 47 Kalaschnikow“ und „Zastava M70“ zu verkaufen. Hierzu soll der jüngere Angeschuldigte auf bislang ungeklärte Weise insgesamt vier Sturmgewehre aus chinesischer bzw. jugoslawischer Produktion beschafft und in seiner Werkstatt überarbeitet haben. Anschließend soll er diese Sturmgewehre zusammen mit der passenden Munition im Darknet zum Preis von 11 200 Euro verkauft und an eine nicht existente sogenannte Drop-Adresse in Paris verschickt haben. Ob die Lieferung das Bundesgebiet tatsächlich verlassen hat, konnte nicht abschließend geklärt werden.

Die Hauptangeschuldigten sitzen seit November in Untersuchungshaft

Die beiden Hauptangeschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft Stuttgart wollten sie mit dem Waffenhandel einfach nur Geld verdienen. Sie hätten keinen terroristischen Hintergrund oder Verbindung zu islamistischen Gruppen. Wann das verfahren beginnt, entscheidet die 18. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart. Bei einer Verurteilung müssen die Männer mit Strafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren rechnen.