Durch den Naturschutz verzögert sich der Bau eines Dammes. Die Stadt will nun übergangsweise auf einen mobilen Schutz mit Kunststoffschläuchen zurückgreifen.

Wernau - Um ein Haar hätte das Hochwasser im Mai 2013 die Wernauer Kläranlage überflutet. Nur weil die Feuerwehr und der Bauhof nachts einen Behelfsdamm aufschütteten, blieb die Anlage verschont. Um künftig einen dauerhaften Hochwasserschutz zu gewährleisten, wollte die Stadt jetzt mit dem Bau eines festen Damms beginnen. Naturschutzrechtliche Untersuchungen verzögern allerdings das Vorhaben. Nun wird für die Übergangszeit ein Angebot für ein mobiles Schutzsystem aus Kunststoffschläuchen eingeholt.

 

Kläranlage könnte bei extremem Hochwasser ausfallen

Damit das Abwasser optimal transportiert und aufbereitet werden kann, liegt das Klärwerk topografisch am tiefsten Punkt der Stadt. Bei Unwetter ist allerdings dort die Gefahr von Überflutungen durch Hochwasser von Fils und Neckar am größten. Teile der Anlage liegen in einem Bereich, der bei einem hundertjährigen Hochwasser bis zu 80 Zentimeter hoch überflutet würde. Bei einem extremen Hochwasser könnten es sogar zwei Meter sein. „Im Ernstfall könnte es zu einem Ausfall der Kläranlage kommen. Umweltgefährdungen erheblichen Ausmaßes sind nicht auszuschließen“, nennt der Stadtbaumeister Jürgen Hartmann die möglichen Folgen.

Um die sensiblen Klärbecken zu schützen, schlug Hartmann vor, einen 0,70 bis 1,20 Meter hohen Querdamm zu bauen und den Fahrweg zu erhöhen. Doch das Landratsamt will zuvor die Belange des Naturschutzes geprüft wissen. Zudem fordert das Regierungspräsidium bei der geplanten Höhe des Dammes ein wasserrechtliches Verfahren. Nach ersten Gesprächen mit den Fachbehörden „sei das Vorkommen von Zauneidechsen nicht auszuschließen“. Die geschützten Tiere müssen beobachtet und eventuell umgesiedelt werden. Da diese artenschutzrechtlichen Untersuchungen erst im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen werden, verzögert sich der Bau des Damms um mindestens ein Jahr.

Provisorium ist auf Dauer keine Lösung

Deshalb gibt es nun Überlegungen für ein Provisorium. Vorübergehend könnte ein mobiles Schlauchsystem Schutz bieten. Zwei dicke, rote Kunststoffröhren mit 60 Zentimeter Durchmesser würden im Ernstfall ausgerollt, dann aufgeblasen und bei steigendem Pegel von der Feuerwehr mit Wasser befüllt. Hundert Meter Damm seinen binnen einer Stunde aufgebaut, erklärte Hartmann das mobile System dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

Das System ersetzt aber keinen festen Damm. Laut dem Stadtbaumeister ist das Provisorium aber kein Ersatz für einen festen Erddamm, sondern nur für Notfalleinsätze geeignet: „Das maximal nur 50 Zentimeter hohe Schlauchsystem bietet dauerhaft nicht die erforderliche Sicherheit“, sagt Jürgen Hartmann.