Der Wernauer Bürgermeister macht Ende nächsten Jahres, nach seiner zweiten Amtszeit, Schluss. Seine Entscheidung überrascht die Gemeinderäte.

Es hat noch nicht einmal Gerüchte in der Stadt gegeben – und vermutlich wollte Armin Elbl mit seinem Schritt in die Öffentlichkeit genau diese vermeiden: Der Wernauer Bürgermeister wird seiner zweiten Amtszeit, die am 31. Dezember 2023 endet, keine dritte mehr folgen lassen. Dass er auf eine neuerliche Kandidatur verzichtet, offenbarte er dieser Tage dem Gemeinderat sowie den Beschäftigten der Verwaltung. Im aktuellen Mitteilungsblatt ist die Personalie als kleine „Bekanntgabe“ nachzulesen.

 

„Ich wollte meine Entscheidung zeitig bekannt geben, damit die Suche nach geeigneten und interessierten Bewerberinnen und Bewerbern für die Wahl im nächsten Oktober ohne Druck über die Bühne gehen kann“, erklärt Elbl und nennt die Gründe, weshalb er keine dritte Runde drehen möchte: „Die vergangenen zwei, drei Jahre waren nervenaufreibend, schwierig und völlig anders als die Zeit davor.“ Er habe gut überlegt, ob er sich so etwas noch einmal acht Jahre zutraue und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass er sich diese permanente Belastung nicht vorstellen könne, betont der 59-Jährige, der den Freien Wählern angehört.

Drei heftige Jahre

„Mir geht es in erster Linie um meine Gesundheit, und nur für einen Teil einer Amtszeit wollte ich nicht antreten“, fügt er hinzu. Dass er als Bürgermeister in dieser außergewöhnlichen Zeit, die sich aus seiner Sicht nicht so schnell wieder bessern werde, bis Ende nächsten Jahres alles gebe, stehe allerdings außer Frage. „Und auch danach werde ich nicht aufhören zu arbeiten“, sagt Elbl.

Für Überraschung unter den Gemeinderäten hat Elbl auf alle Fälle gesorgt: „Mich hat es, auf gut schwäbisch, fast aus den Socken gehauen“, erklärt der Chef der FWV-Fraktion, Jürgen Haas, der Elbls Rückzug bedauert. „Es gibt noch einige unfertige Projekte, darunter solche, die seine Herzensangelegenheit sind“, ergänzt er. Andererseits habe er Verständnis und Respekt für Elbls Schritt. „Es waren zuletzt drei heftige Jahre; mit dem normalen Tagesgeschäft und dem Virus“, sagt Haas, „dass er jetzt Klarheit schafft, ehrt ihn.“

Sabine Dack-Ommeln, Fraktionschefin der Wernauer Bürgerliste/Junge Bürger, sieht die Sache ähnlich: „Wir waren schon überrascht, respektieren das aber natürlich.“ Auch sie verweist darauf, „dass die letzten Jahre nicht immer einfach waren, was ihn sicher mit dazu bewogen hat, sich so zu entscheiden.“ Nun gelte es aber, nach vorne zu schauen. „Es ist noch einiges zu erledigen.“

Sorge um die Nachfolge

„Solch eine Mitteilung vor der Weihnachtszeit hätte ich jetzt nicht erwartet“, sagt Jens Müller, der Vorsitzende der CDU im Gemeinderat. Es gelte die Entscheidung von Elbl zu respektieren. „Für die Stadt Wernau und auch den Gemeinderat wird dies große und auch ungewisse Veränderungen mit sich bringen“, erklärt Müller. Zumal die Gemeinderatswahl im Frühjahr 2024 für zusätzliche personelle Veränderungen sorgen könnte. Innerhalb weniger Monate gehe dadurch viel Wissen und Kompetenz verloren.

„Er hat nichts durchblicken lassen“, sagt Grünen-Stadtrat Nicolai Boldt. Allerdings rechne er dem Bürgermeister hoch an, dass er so früh Bescheid gegeben habe. „Jetzt ist die Frage, in welche Richtung sich Wernau entwickeln möchte.“ Wichtig sei den Grünen, dass der Nachfolger Umwelt und soziale Gerechtigkeit stark in den Blick nehme.

SPD-Fraktionschefin Petra Binz bedauert sehr, dass Elbl nicht erneut antritt: „Es war immer eine gute, konstruktive Zusammenarbeit.“ Der scheidende Schultes stehe für eine Kontinuität, die vor allem in Krisenzeiten wichtig war. Sorgen bereitet Binz die Frage, wer auf Elbl folgen soll. Es werde immer schwieriger, solche Ämter zu besetzen.