Ein Gutscheinsystem soll den lokalen Einzelhandel in der baden-württembergischen Stadt Pfullingen stärken. Mehr als 100 Geschäfte machen mit. Der Pfulben soll die Kaufkraft im Ort halten.

Pfullingen - Wir haben umgestellt, der Euro bereitet uns keine Sorgen mehr“, erklärt Pfullingens Bürgermeister Rudolf Heß mit gespieltem Ernst. Und mit vollem Ernst setz er hinzu: „Es sind bereits 66 000 Pfulben um Umlauf.“ Pfulben? So heißt eine Währung, die nur in Pfullingen gilt, aber da in immerhin mehr als einhundert Geschäften oder Restaurants.

 

Die Umrechnung von Euro in Pfulben ist simpel – der Wechselkurs beträgt 1:1. Und somit ist derzeit immerhin eine Kaufkraft von 66 000 Euro im Umlauf in der Stadt. Bürgermeister Heß wertet dies als Erfolg, knapp 18 Monate nach Einführung der Aktion. Und er will auch von Spaßgeld nichts wissen, sondern sieht in der lokalen Währung eine „Förderung unserer lokalen Wirtschaft“. Außerhalb Pfullingens ließe sich mit dem Pfulben auch nichts anfangen.

Die Kaufkraft bleibt im Ort

Und so bleibt die Kaufkraft im Ort und fließt eben nicht in die Nachbarstadt Reutlingen oder gar in die Outlet-City Metzingen. Im Prinzip handelt es sich um einen Einkaufs- oder Geschenkgutschein in der Stückelung 5, 10, 20 und 50 Pfulben. „Die Motive sind aufs Engste mit der Geschichte Pfullingens verbunden“, sagt Bürgermeister Heß. So ist auf der 10-Pfulben-Note der Schönbergturm zu sehen, der 50-Pfulben-Gutschein zeigt den Pfullinger Mäzen Louis Laiblin. Weil die Besitzer des Pfulbens entgegen dem klassischen Gutschein nicht an ein bestimmtes Geschäft gebunden sind, erhöhen sich dessen Einsatzmöglichkeiten. Erhältlich ist er im i-Punkt des Pfullinger Rathauses IV.

Der Pfulben-Gutschein hat Vorläufer wie das Regiogeld Chiemgauer. In Pfullingen ist die Idee in einer Projektgruppe entstanden, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderates, der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt, des Gewerbe- und Handelsvereins sowie der Stadtverwaltung. Rudolf Heß spricht von vielen Möglichkeiten der Lokalwährung. Verschenken ließe er sich, „ebenso ist er als Anerkennung für besondere Leistungen in Schulen, Betrieben, Stadt, Verwaltungen oder im Vereinssport zu handhaben“. Und der Bürgermeister versichert, dass damit die Brezel beim Bäcker ebenso bezahlt werden kann wie der Rostbraten im Klasselokal Waldcafé. Wie wird rausgegeben? „In der Regel in Euro“, sagt der Bürgermeister.

Der Pfulben wird im Stadtwappen geführt

Die Frage nach der Herkunft des Namens Pfulben kann wohl nur ein Nichtpfullinger stellen. Denn dabei handelt es sich um ein Teil des Stadtwappens. Der Pfulben, eine Art Kopfkissen, deutet auf den Namen der Stadt hin. Und Bürgermeister Heß greift auch gern die Sage von dem bei einer Jagd verloren gegangen Gaugrafen auf. Der habe sich einst im Wald verirrt und sei erst am nächsten Tag von seinem Gefolge gefunden worden. Geruht auf einem Mooskissen habe der Vertreter des Adels während der Nacht. Und auf die Frage, wie er den so geschlafen habe, hat der Gaugraf geantwortet: „Ha, ganz wunderbar, wia uf amma pfulba!“ Weil der neue Pfulben als Währungseinheit fälschungssicher ist, bringt er das Stadtoberhaupt nicht um den Schlaf.