Remsecks Neue Mitte ist ins Landessanierungsprogramm aufgenommen worden. Soll das Zentrum entstehen, braucht die Stadt eine zweite Brücke. Dabei erhält sie jetzt auch Unterstützung aus dem Landtag.

Remseck - Die Remsecker Bürger können wenigstens zum Teil darauf hoffen, dass sie in Zukunft von den Staus vor ihrer Haustür befreit werden. Möglich macht das die Aufnahme der neuen Mitte in das Landessanierungsprogramm. Doch ohne zusätzliche Umfahrung würden die Autos und Lastwagen direkt durch das geplante Zentrum rollen. Um das zu verhindern, will die Stadt westlich davon eine Neckarbrücke bauen. Allerdings bleibt das Vorhaben ein Plan, solange die Landesregierung nicht mitspielt. Von dort kamen am Montag bei der Übergabe des Zuwendungsbescheids im Remsecker Rathaus aber positive Signale.

 

Verkehrsministerium wertet Verkehrszählung aus

„Wir alle wissen, dass es eine sehr hohe Priorität für Remseck und die Region hat“, sagte Jürgen Walter, der Staatssekretär im Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Derzeit werde eine Verkehrszählung durchgeführt, nach deren Auswertung das weitere Vorgehen festgelegt werden soll. Nach Auskunft des Verkehrsministeriums kann man aus den Zwischenergebnissen aber noch nicht schließen, dass in Remseck eine zweite Neckarquerung notwendig ist. Darüber werde erst entschieden, wenn die Zahlen Ende Juni oder Anfang Juli vorlägen.

Die bestehende Neckarbrücke zwischen den Stadtteilen Neckarrems und Neckargröningen kann den Verkehr durch Pendler aus der Region kaum noch bewältigen. Deshalb bilden sich im Berufsverkehr rund um Remseck immer wieder längere Staus. Um die Autos und Lastwagen aus der Stadt zu bekommen, hatten Remsecks Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger und große Teile des Gemeinderats in den letzten Jahren immer wieder den Bau des Nordostrings mit der sogenannten Andriof-Brücke gefordert. Er sollte die B 14 bei Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) mit der B 27 bei Kornwestheim verbinden und zwischen Stuttgart und Remsecker-Aldingen verlaufen.

Stadtverwaltung hat sich mit kleiner Lösung abgefunden

Das Landesverkehrsministerium hat die Pläne für den Nordostring aber vor einem Jahr verworfen. Den Versuch von CDU, FDP und Freien Wählern, in der Regionalversammlung den Nordostring wiederzubeleben, kommentierte der Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag Claus Schmiedel am Montag mit den Worten: „Das ist jenseits jeder Realität.“ Die abgespeckte Ersatzvariante Billinger-Brücke zwischen den Stadtteilen Neckargröningen und Aldingen lehnt dagegen die Remsecker Stadtverwaltung und eine Mehrheit im Gemeinderat ab.

Deshalb scheint sich Karl-Heinz Schlumberger jetzt mit einer kleineren Lösung zufriedenzugeben. „Wir brauchen die Westrandstraße unbedingt“, sagte er mit Bezug auf die neue Mitte. Die alte Brücke könne den Verkehr alleine nicht mehr aufnehmen. Aus diesem Grund könnte sie in Zukunft für Autos ganz gesperrt oder nur noch für Anlieger frei gegeben werden. Die Pendler aus der Region solle eine zweite Neckarquerung aufnehmen. „Man braucht eine Brücke für die Verkehrsleitung im Ort und eine für den Durchgangsverkehr“, sagte auch Claus Schmiedel.

Westrandstraße verlager den Verkehr aus der Mitte an den Rand

Im Grund könne die Stadt Remseck ihr neues Zentrum erst komplett planen, wenn der Standort einer zusätzlichen Brücke festgelegt sei, ergänzte er. Der erste Abschnitt der neuen Mitte, den das Land mit zwei Millionen Euro fördert, umfasst zwar nur den Teil bei Neckarrems, in dem sich das neue Rathaus befinden wird, mit den nächsten Schritten sollen aber auf der Neckargröninger Seite des Flusses weitere Gebiete erschlossen werden, mit Geschäften, einem Gesundheitszentrum und Wohnhäusern. Ohne neue Umfahrung würden täglich mehr als 30 000 Fahrzeuge weiterhin durch das Gebiet fahren.

In den Plänen zur neuen Mitte sind eine Brücke westlich von Neckarrems und deren Anschlüsse an die Landesstraßen schon berücksichtigt. Sie würde den Verkehr aus der Mitte an die Westgrenzen des neuen Zentrums verlagern. Im Stadtteil Neckarrems müsste der Durchgangsverkehr trotzdem noch über die Remstal- und die Fellbacher Straße fahren und erst dann auf die Brücke abbiegen. Der Arbeitstitel der Stadt dokumentiert die begrenzte Wirkung schon: Westrandstraße. Sie soll laut Karl-Heinz Schlumberger bei Neckargröningen in einem Hang verschwinden, der zum Neckar hin abfällt, und von Lärmschutzwällen abgeschirmt werden.