Die zweite Auflage des Skate-Wettbewerbs „Palais du Beast“ lockte am Samstag zahlreiche Rollbrettfahrer und Fans zum Stadtpalais. Auch nationale und internationale Szenegrößen waren eingeladen.

Stuttgart - Simon Gärtner saust auf seinem Skateboard durch das Foyer des Stadtpalais. Der glatte Boden garantiert amtliche Beschleunigung. Dann geht es hinaus auf die Holzrampe, die die Treppen Richtung B 14 überdeckt. Links und rechts flankieren Ledges die Abfahrt, Hindernisse, die an klobige, kantige Parkbänke erinnern. Hier mit dem Deck, dem Brett, entlangzusliden oder mit den Skateboardachsen hinüberzugrinden, ist eine von vielen Varianten, zu beweisen, dass man kein blutiger Anfänger ist.

 

Beim zweiten Palais du Beast Contest haben sich am Samstag schon um 10 Uhr die ersten Skate-Enthusiasten eingefunden, um sich an der Abfahrt zu versuchen, die mit 15 Grad Gefälle durchaus fordernd ist. „Letztes Jahr hatten wir 25 Grad“, blickt Oliver Merkelbach, Mitinhaber des Skateboard-Ladens Arrow & Beast auf die Premiere des Events im vergangenen Jahr zurück. Man habe versucht, noch ein Stück besser zu werden. Auch die Hindernisse, die sogenannten „Obstacles“, wurden überarbeitet. „Die Location ist eine Riesenchance, die Brücke zwischen offiziellem städtischem Raum und Subkultur zu schlagen“, sagt er. Die Kooperation mit dem Palais funktioniere ausgezeichnet. Das ist umso erfreulicher, als die Kesselstadt unter Skateboardfahrern ohnehin einen guten Ruf hat. Um dieses Image zu pflegen, haben die Macher für die Endausscheidung am Wochenende auch nationale und internationale Szenegrößen eingeladen.

Spektakuläre Stürze

Zu Beginn des Event-Tages gehört die steil abfallende Sport-Event-Bühne den ambitionierten Amateuren und Semi-Profis. „Ich weiß noch nicht, ob ich mich überhaupt anmelde“, sagt Willow (16). Gleich beim Erstkontakt mit der Rampe hat er sich den Ellbogen aufgeschürft. „Das ist halb so schlimm“, versichert er und preist die Chance, hier die eigenen Grenzen auszutesten. Obwohl niemand Helm, Schienbeinschoner oder Knieschützer trägt, ist nicht mit schweren Verletzungen zu rechnen. „Man trainiert nicht, zu fallen“, sagt Willow. „Man fällt, bis man es raus hat“. Die Stürze sehen oft spektakulär aus. Die Skater stecken ihre unsanften Abgänge weg, ohne mit der Wimper zu zucken. „Letztes Jahr gab es einen verstauchten Knöchel“, sagt Eventmanager Raoul Grossmann. „Wir haben Sanitäter hier, aber die Leute, die starten, können sich schon sehr gut selbst einschätzen.“

Zwanzig Skater melden sich schließlich an, um im Laufe des Tages gemeinsam mit den starken, eigens engagierten Fahrern Spaß zu haben. „Wenn wir hier bekannte Leute antreten lassen, schreckt das niemanden ab“, betont Merkelbach. „Die Community ist nicht auf Konkurrenz aus. Sportlern zu begegnen, die besser sind, erhöht eher den Anreiz, teilzunehmen.“ Aber ums Gewinnen geht es auch irgendwie. Schließlich winkt ein Gesamtpreisgeld, das ist mit insgesamt 5000 Euro doppelt so hoch ist wie im vergangenen Jahr.

Frauen treten nicht an

Augenfällig ist, dass vor dem Stadtpalais das Testosteron regiert. „In den USA ist das längst anders. In Europa ist die Entwicklung hin zu mehr weiblichen Teilnehmern aber noch im Gange“, sagt Nadia (23), die mit ihrer Freundin Hailey (19) eigens aus Innsbruck angereist ist. Beide haben ein Skateboard dabei. Beide sehen am Samstag lieber zu. „Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun“, versichert Nadia. „Wir sind einfach noch nicht so weit. Ich bin mir aber sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis hier auch Frauen antreten.“

Auch unter den Anwärtern auf die zehn freien Startplätze für den Contest, tummeln sich bekannte Namen. Niklas Schaible etwa ist der jüngere Bruder von Skater Maxi Schaible, der schon im Namen eines Energy-Drink-Produzenten Reisetipps gab. Am Ende teilen sich Lem Villemin (2. Platz), Patrick Rogalski (1. Platz) und Reece Knobloch (3. Platz) den Platz auf dem Siegertreppchen. Patrick Rogalski räumt zudem noch den Preis für den besten Trick ab. „Wir hoffen, dass wir diese Veranstaltung in Stuttgart als Serie etablieren können“, sagt Oliver Merkelbach. „An Ideen, das Format weiter zu entwickeln, mangelt es nicht.“