Bei dem Wettstreit „Auszeichnung guter Bauten“ des Bund Deutscher Architekten (BDA) ist in Stuttgart wieder Volkes Stimme gefragt.

Stuttgart - Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der oder die Schönste im ganzen Land? Alle drei Jahre wieder ruft der Bund Deutscher Architekten (BDA) Baden-Württemberg Architekten und Bauherren im Lande auf, in einen Wettstreit um die "Auszeichnung guter Bauten" einzutreten. Dieses Jahr ist es wieder so weit: In den fünfzehn baden-württembergischen BDA-Kreisgruppen werden Wohnheime, Parkhäuser, Kindergärten, Gemeindezentren, Verwaltungsgebäude, Fabrikhallen, Feuerwehren, Museen, Wohnanlagen, Galerien, Arztpraxen usw. usw. begutachtet, um am Ende die besten darunter zu prämieren.

 

Allerdings säuselt kein Spiegel wie im Märchen sein sibyllinisches Urteil einer Frau Königin ins Ohr - den Daumen hebt oder senkt jeweils eine unabhängige Jury, die gewissenhaft Grundrisse prüft, Konzepte wägt, Idee und Ausführung vergleicht und schließlich zu einer wohlbegründeten Auswahl der Besten gelangt.

Als Spieglein kommen nun aber doch Herr und Frau Jedermann ins Spiel: Denn in der Kreisgruppe Stuttgart soll es neben den von einer Fachjury ausgezeichneten Bauwerken in diesem Jahr wieder einen Publikumspreis geben, für den die Stuttgarter Zeitung die Schirmherrschaft übernommen hat. Einige Leser erinnern sich vielleicht an die "Auszeichnung guter Bauten" 2005 (2008 fiel der Publikumspreis aus). Auch damals stimmten die Besucher der im Treffpunkt Rotebühlplatz ausgestellten Kandidaten ab, welche Häuser ihnen am besten gefielen. Gewinner des Publikumspreises war damals das Stuttgarter Kunstmuseum, das auch Jurylorbeer erhielt.

Die Bauten sind im Treffpunkt Rotebühlplatz ausgestellt

Ob das Urteil diesmal wieder so einmütig ausfallen wird? Selbstverständlich bleibt die Auswahl der Jury bis zur Preisverleihung am 27. Juli geheim, um Volkes Stimme nicht zu beeinflussen. Fast neunzig Bauten sind in der Kreisgruppe Stuttgart in diesem Jahr eingereicht worden und von Freitag an im Treffpunkt Rotebühlplatz ausgestellt (Foyer und Robert-Bosch-Saal). Abgestimmt wird wieder per Stimmkarte, die an Ort und Stelle in Stimmboxen eingeworfen werden oder per Post an den BDA geschickt werden können. Jeder Besucher hat drei Stimmen, das Bauwerk, das am Ende die meisten Voten auf sich vereinigt, bekommt den Publikumspreis. Kleiner Zusatzanreiz, sich auf den Weg ins Rotebühlzentrum zu machen: unter allen Teilnehmern der Abstimmung wird ein Essen für zwei Personen im Restaurant Cube ausgelost.

Eher auf der ideellen Ebene liegt die Chance, dass der Publikumsliebling im nächsten Jahr in die nächste Runde des BDA-Preises einzieht. Denn die "Auszeichnung guter Bauten" ist die Vorstufe zum Hugo-Häring-Preis: Alle Gebäude aus Baden-Württemberg, die 2011 eine "Auszeichnung guter Bauten" erhalten, erreichen automatisch die zweite Wettbewerbsrunde, in der es also um die Besten der Besten geht. Vor zwei Jahren waren etwa das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart und das Bürgerzentrum der Gemeinde Blaustein bei Ulm mit einem "großen Hugo" prämiert worden, wie der nach dem Architekten Hugo Häring (1882-1958) getaufte Preis zärtlich-salopp auch genannt wird.

Das Stuttgarter Kunstmuseum übrigens musste sich mit dem "kleinen Hugo" und dem Publikumspreis begnügen. Einen Hugo-Häring-Preis wollte ihm die Jury seinerzeit nicht zuerkennen. Mal sehen, vielleicht qualifiziert sich der Publikumsliebling ja diesmal. Topp, die Wette gilt.