Bei einer Leserwahl verteidigt VW seine Position als Branchenprimus, obwohl grundsätzlich immer weniger Menschen den deutschen Autoherstellern vertrauen.

Stuttgart - Der Branchenprimus VW ist auch in diesem Jahr der große Gewinner bei der Leserwahl von „Auto, Motor und Sport“. Obwohl die Wolfsburger die Nachwirkungen des Abgasskandals noch nicht ganz überwunden haben und bundesweit zahlreiche Prozesse enttäuschter Kunden laufen, gewannen sie wie 2018 mit vier Siegen so viele Fahrzeugkategorien wie keine andere Automarke.

 

Bei der meistverkauften deutschen Marke verteidigten der kleine VW Up, der Polo, der Golf sowie der Multivan ihre Spitzenplätze – obwohl die aktuelle Golf-Generation schon etwas in die Jahre gekommen ist. In diesem Jahr steht der nächste Generationswechsel bevor.

Auch die VW-Tochter Porsche konnte erneut drei Spitzenplätze erreichen – mit der offenen sowie der geschlossenen Variante des 911ers sowie mit dem Panamera in der prestigeträchtigen Luxusklasse. Mercedes-Benz schnitt besser ab als 2018, weil neben der G-Klasse auch die C-Klasse auf den ersten Platz kam. Die Wettbewerber Audi und BMW schafften dagegen jeweils nur einen Sieg mit dem Geländewagen Audi Q3 und dem Fünfer von BMW.

Stimmungsbarometer für die Attraktivität von Marken und Modellen

Die jährliche Kür der beliebtesten Wagen durch die Leser von „Auto, Motor und Sport“ gilt als wichtiges Stimmungsbarometer für die Attraktivität von Marken und Modellen. Die Teilnehmer des Wettbewerbs entsprechen zwar nicht einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung, weil Männer dominieren und die Liebhaber von sportlichen Wagen und röhrenden Motoren besonders stark vertreten sind. Diese Autofans sind jedoch oft Ratgeber bei der Anschaffung eines Wagens und spielen damit eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung.

Eine gleichzeitig durchgeführte Umfrage zum Image der Marken zeigt, dass VW bei der Wahl der beliebtesten Modelle zwar gut abgeschnitten hat, der Ruf jedoch immer noch stark lädiert ist. Dies wird am deutlichsten bei der Frage, ob die Wolfsburger umweltfreundliche Autos bauen. Seit Bekanntwerden des Abgasskandals im Herbst 2015 ist hier die Zustimmung von 33 Prozent auf 14 Prozent eingebrochen. Auch nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze von Matthias Müller zu Herbert Diess im vergangenen Jahr zeigt sich hier keine Besserung, obwohl schon Müller eine Elektro-Offensive ankündigte und Diess diese noch ausweiten will. Noch sind diese Autos jedoch nicht auf der Straße. Die neue Elektro-Modellfamilie von VW startet erst im nächsten Jahr. Bei der Frage, welche Automarken im Trend liegen, hatte Mercedes-Benz vor einem Jahr erstmals den Spitzenplatz vor BMW erobert.

BMW und Mercedes-Benz gelten als Marken, die besonders gut im Trend liegen

In diesem Jahr liegen beide gleichauf, wobei die Zustimmung bei beiden etwas zurückgegangen ist. Auf den Plätzen drei und vier liegen hier Porsche und Audi, Tesla ist vom dritten auf den achten Platz abgerutscht, VW liegt mit dem zehnten Platz nur im Mittelfeld aller Marken, Schlusslicht ist Peugeot. Die breite Diskussion über Abgasmogeleien und Verbrauchswerte, die nur auf dem Prüfstand, jedoch nicht auf der Straße eingehalten werden, dürfte dazu beigetragen haben, dass immer weniger Menschen den deutschen Autobauern vertrauen. Zwar liegen sie weiter vor den Importmarken, haben aber binnen Jahresfrist deutliche Einbußen verzeichnet. Nur noch 60 Prozent der Befragten haben angegeben, die Marke BMW für vertrauenswürdig zu halten. Im Vorjahr waren es noch 72 Prozent. Dahinter folgen Mercedes-Benz, Porsche und Audi, die ebenfalls einen deutlichen Schwund der Vertrauenswürdigkeit verzeichnen. Schlusslicht der deutschen Marken ist VW mit nur 27 Prozent. Viele Importmarken haben hier zugelegt.