Es ist ein prestige-trächtiges Projekt: Für die Erforschung der Digitalisierung will der Bund ein Institut mit 50 Millionen Euro ausstatten. Karlsruhe ist nun leer ausgegangen – wohl auch wegen mangelnder Unterstützung der Landesregierung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Regierung und Opposition haben die Niederlage von Karlsruhe beim Wettbewerb um das Deutsche Internet-Institut bedauert. Während Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Konzept des Konsortiums um das Institut für Technologie (KIT) und die Universität Mannheim lobte, äußerten SPD und FDP Kritik an der Unterstützung durch die Landesregierung. Ein Berliner Konsortium um fünf Hochschulen hat den Zuschlag für das mit bis zu 50 Millionen Euro Bundesmitteln geförderte Projekt erhalten. Dies gab Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in der Hauptstadt bekannt.

 

Karlsruhe war neben vier weiteren Bewerbern in die Endrunde für das Institut gekommen, das die Folgen der Digitalisierung in allen Facetten erforschen soll. Dies wertete Kretschmann als Beleg für die Qualität des Konzepts. Er verwies auf die finanzielle Unterstützung der Forschungsallianz von Karlsruhe und Mannheim durch das Wissenschaftsministerium und auf sein eigenes Engagement. Zugleich wies er den Eindruck zurück, in der Regierung gebe es ein Kompetenzwirrwarr beim Thema Digitalisierung. „Ich finde, dass wir da sehr gut aufgestellt sind“, sagte er.

FDP: Kretschmann hat sich zu spät eingeschaltet

Die SPD kritisierte, dass die Bewerbung in der Landesregierung nicht viel früher zur Chefsache gemacht worden sei. Dann hätte Karlsruhe womöglich bessere Chancen gehabt, meinte die Abgeordnete Gabi Rolland. So habe es Baden-Württemberg leider verpasst, sich als wichtiger Impulsgeber bei der wissenschaftlichen Begleitung des digitalen Wandels zu etablieren.

Die FDP rügte die Unterstützung durch das Land als „Luftnummer“. Ihr Abgeordneter Nico Weinmann sprach von einem „Kompetenzwirrwarr“, dessentwegen sich Kretschmann erst so spät eingeschaltet habe. Offenbar müsse sich die ressortübergreifende Zusammenarbeit beim Thema Digitalisierung erst noch entwickeln.