Mit einer Badehose in der Hand spricht Pfarrer Steffen Hoinkis aus Weil im Schönbuch in die Kamera: „Ich wette, Weil schafft es nicht, die höchste Wahlbeteiligung im Wahlkreis Böblingen, Leonberg und Herrenberg zu erzielen. Wenn doch, gehe ich baden.“ Und damit meint der Pfarrer nicht im Hallenbad. Der 35-Jährige will am 2. Advent in den Gemeindesee an der Seesteige springen. Dafür müssen aber genug Weilemer Kirchenmitglieder bei der Kirchenwahl im November ihre Stimme abgeben.
Normalerweise, erzählt der evangelische Pfarrer, gehe er in die Therme – da, wo es warmes Wasser gibt. Ein Kaltbader ist er jedenfalls nicht. „Das wird mich viel Überwindung kosten“, sagt der Weilemer Pfarrer. Sein Anliegen ist simpel: „Ich will, dass sich so viele Menschen wie möglich an der Wahl beteiligen“, sagt Hoinkis.
Am 30. November werden Kirchengemeinderäte und die Landessynode neu gewählt. Bei dieser Wahl bestimmen die Kirchenmitglieder ihre Vertreterinnen und Vertreter vor Ort und für die Landessynode, die gemeinsam mit dem Landesbischof und dem Oberkirchenrat die Landeskirche leitet.
Frühere Wahlen zeigen, dass die Beteiligung teils sehr niedrig ist: Nur um die 20 Prozent der Mitglieder würden in der Regel ihre Stimme abgeben, erzählt Pfarrer Hoinkis. Das will er mit seiner Wette ändern und für eine „Zweitmotivation“ sorgen. Denn es gibt nur acht Bewerberinnen und Bewerber für die acht Sitze im Kirchengemeinderat. Der Pfarrer weiß, dass sich deshalb viele die Frage stellen: Warum überhaupt wählen gehen? Doch er sagt: „Wenn Leute schon kandidieren, dann wäre es toll, wenn sie durch eine hohe Wahlbeteiligung Zuspruch und Bestätigung bekommen würden“, sagt der Pfarrer, der seit 2021 in Weil im Schönbuch arbeitet. Die Menschen im Kirchengemeinderat würden den Ort prägen und hätten deshalb auch den Rückhalt aus der Gemeinde verdient.
Steffen Hoinkis ist auch klar, dass sich vielleicht einige an seiner Badewette stoßen werden, weil sie glauben, dass sich so etwas für einen Pfarrer nicht gehört. Doch er ist sich sicher, dass viele andere auf diese Weise auf die Wahl aufmerksam werden. Und das ist schließlich, was er will: „Kirche muss im Gespräch bleiben“, sagt der Pfarrer. Berührungsängste hat der 35-Jährige nämlich nicht: Schon seit seinem Antritt 2021 fokussiert er sich darauf, auch Menschen anzusprechen, die mit der Kirche eigentlich nichts am Hut haben. Begegnung und Wahrnehmung seien wichtig – die Kirche dürfe nicht aufhören, sich im öffentlichen Raum zu zeigen.
So will er auch seine Wette verstanden wissen: Mit seinem humorvollen Aufruf will er Aufmerksamkeit schaffen. Ernst meinen tut er die Wette aber trotzdem: „Ich rechne fest damit, in den See zu springen“, sagt der Pfarrer.