Thomas Gottschalk geht, "Wetten, dass ...?" bleibt. Doch wer soll den König der TV-Unterhaltung beerben? Im Gespräch sind viele.

Stuttgart - Humorvoll und schlagfertig sollte er/sie sein, aber bitte nicht zu frech oder gar respektlos. Ein Erdbeben mitten in der Show sollte der Bewerber nicht als Hindernis, sondern als Herausforderung verstehen. Er/sie spricht fließend Englisch, auch mit Händen und Füßen, falls der Ton ausfällt. Madonna begrüßt er, als hätte er mit ihr schon jahrelang einen Zahnputzbecher geteilt. Haben Sie es erraten? Das ZDF sucht eine/n Nachfolger/in für Thomas Gottschalk. Ab 2012 soll er/sie seinen/ihren Platz in der Samstagabendshow einnehmen. Und schon jetzt tritt man keinem Bewerber zu nahe, wenn man sagt: Wetten, dass es keinen einzigen Kandidaten gibt, der dem Profil der Stellenausschreibung entspricht?

Kaum hatte der Entertainer am vergangenen Samstag verkündet, dass er nach dem folgenschweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch aufhören werde, da begann es in der Gerüchteküche zu brodeln. Gottschalk geht, aber "Wetten, dass ...?" bleibt, beeilte sich das ZDF zu versichern. Es war ein bisschen so, als hätte die berühmteste Bratwurstbude in Berlin, Konnopke's Imbiss, verkündet, sie müsse die Wurst in Zukunft leider ohne Curry-Ketchup verkaufen.

Kein anderes Format im deutschen Fernsehen ist so stark mit der Person des Moderators verschmolzen wie das Flaggschiff der TV-Unterhaltung. Wenn das ZDF konsequent wäre, würde der Sender die Show nach Gottschalks Abschied in Würde zu Grabe tragen. Was dabei herauskommt, wenn man versucht, einen Klassiker mit neuem Moderator wiederzubeleben, hat das Beispiel "Einer wird gewinnen" (EWG) gezeigt. 1998, beinahe dreißig Jahre nach dem Ende der legendären Quizshow mit Hans-Joachim Kulenkampff, startete das Erste eine Neuauflage mit Jörg Kachelmann. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Nach drei Folgen wurde die Show wieder eingestellt.

Kerkeling ist Favorit der Zuschauer


Dass das ZDF jetzt trotzdem an "Wetten, dass ...?" festhält, erscheint vor diesem Hintergrund kühn. Das findet auch der Mann, der als aussichtsreichster Kandidat für den frei gewordenen Thron der TV-Unterhaltung gilt: Jörg Pilawa. Erst 2010 hatte das ZDF den Allzweckmoderator mit viel Tamtam von der ARD abgeworben. Angesprochen auf eine mögliche Nachfolge bei "Wetten, dass ...?" hatte er gesagt: "Wenn das ZDF die Show eins zu eins fortführen würde, wäre dies ein Genickschuss für jeden, der sich nach Gottschalk auf das Sofa setzen würde." Man sollte sich diese Worte vergegenwärtigen, wenn jetzt ein Nachfolger nach dem anderen ins Spiel gebracht wird.

Hape Kerkeling, Günther Jauch, Stefan Raab, Oliver Pocher, Johannes B. Kerner, Matthias Opdenhövel, Anke Engelke, Ina Müller, Barbara Schöneberger, Michelle Hunziker ... Die Liste ist inzwischen so lang, dass es sinnvoller wäre zu fragen, wer noch nicht vorgeschlagen wurde.

Es ist müßig, weiter zu spekulieren. Zählt man die hohen Anforderungen zusammen, schrumpft die Liste ohnehin auf einen einzigen Bewerber zusammen: Hape Kerkeling. Wenn es nach den Zuschauern ginge, dann bliebe dem ZDF gar nichts anderes übrig, als ihn zu fragen. Nach Umfragen führt er die Wunschliste der Kandidaten an. Kerkeling steht für sich. Wandlungsfähig, wie er ist, könnte er notfalls auch kurzfristig erkrankte Hollywooddiven vertreten, ohne dass es dem Zuschauer sofort auffallen würde. Einerseits. Andererseits gilt der Komiker als launenhaft. Wäre er wirklich in der Lage, ein dreistündiges Programm zu tragen?

Ist die Stelle schon längst besetzt?


Beim ZDF heißt es dazu, noch stehe der Nachfolger nicht fest. Man werde in aller Ruhe suchen. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass die Stelle längst besetzt wurde - mit Jörg Pilawa. Vor seinem Wechsel zum ZDF soll er sich nicht nur die Zusage habe geben lassen, dass er als Erster die Option für eine Nachfolge bei "Wetten, dass ...?" bekomme. Vertraglich wurde auch vereinbart, dass er mit seiner Firma "Herr P" alle seine Unterhaltungssendungen selber produziert. Im Gespräch waren bisher nur die Sendungen "Rette die Million", die "Terra X Show" und die "Logo"-Show.

Vergangene Woche verlautete, dass eine der größten deutschen TV-Produktionsfirmen, Endemol Deutschland ("Big Brother", "Wer wird Millionär?"), 51 Prozent der Anteile an Pilawas Unternehmen "Herr P" erworben hat. Der Endemol-Geschäftsführer Markus Wolter kommentierte den Coup mit den Worten, man wolle "Herrn P" zu einem wichtigen Akteur im TV-Produktionsgeschäft aufbauen - "mit Jörg Pilawa vor und hinter den Kulissen".

Das könnte nun darauf hindeuten, dass der als Hoffnungsträger gehandelte Neuzugang eine völlig neue Samstagabendshow für das ZDF entwickelt - mit sich selber als Moderator. Ob das neue Format dann noch etwas mit der alten "Wetten, dass ...?" Show gemein hätte, darf jedoch bezweifelt werden. Auch die Erfolgschancen wären mehr als ungewiss. Pilawa hat sich zwar als Ansager und Quizonkel bewährt, ihm fehlt aber das Zeug zum Entertainer. Gottschalks Fußstapfen wären für ihn eindeutig zu groß.