50 Cent trifft Ciny aus Marzahn. Man lernt, wie Autoreifen riechen. Die Stimmung ist gut. Doch obwohl „Wetten, dass . . ?“ am Samstagabend von der Stimmung her voll überzeugen konnte, gehen die Quoten in den Keller. Warum nur?

Wien - Michael Bublé hatte schon die Hälfte von „Wetten, dass . . ?“ in Wien abgesessen, da entfuhr dem italo-kanadischen Swing-Barden auf der Couch das kurioseste Kompliment des Abends: Hätte er gewusst, wie merkwürdig es in der Show zugeht, dann hätte er vorher was geraucht. Aber was ist denn bitteschön merkwürdig, wenn der Intendant einer der größten Sendeanstalten Europas zum Internet-Hit „Harlem Shake“ mit dem Hintern zuckt? Wenn der Moderator einer der größten Shows Europas in Flüssigschokolade eintaucht? Wenn ein Promi-Ehepaar aus München auf rollenden Kloschüsseln um die Wette rast? Oder wenn ein millionenschwerer Gangsta-Rapper aus Queens, der immerhin acht Kugeln aus dem Milieu überlebte, sich von einer Proll-Prinzessin aus Marzahn herumkommandieren lässt?

 

Ohne Rauch ging’s dann aber auch. Der „Weltstar“ Michael Bublé war, so aus der Ferne betrachtet, voll drauf bei diesem einzigartigen Kindergeburtstag für Erwachsene. Ja, der angehende Papa und dazu immerhin 7,43 Millionen Zuschauer hatten am Samstagabend ganz offensichtlich Riesenspaß. Dennoch markiert ein Quotenwert von 24,0 Prozent einen neuen Tiefstand. Im Februar hatte die Sendung noch 8,57 Millionen Zuschauer, im Januar waren es 9,04 Millionen.

So riechen Autoreifen

Die gute Stimmung in Wien lässt zwei Rückschlüsse zu: Entweder Bublé hatte vor dem bunten Ringelpiez mit Schokosoße gut gegessen. So was hebt die Stimmung. Oder der Gastgeber und sein „Wetten, dass. . ?“-Team waren im sechsten Anlauf kurz vor der Sommerpause zur Bestform aufgelaufen. Woher auch immer das Dopingmittel kam – es war eine Unterhaltungsshow mit so viel Drive, wie man es sich wünscht: eine Sendung mit einem hellwachen Moderator und der richtigen, weil unverschnarchten Sofa-Mischung. Dazu wohldosiertem Talk – sogar mit Erkenntnisgewinn. Im wahrsten Sinne des Wortes abgefahrenen Wetten. Und, sorry Herr Bublé, natürlich mit bemerkenswerten Merkwürdigkeiten.

Noch ein Beispiel gefällig? Weil ein Kandidat es bei einer ziemlich verrauchten Auto-Außenwette nicht schaffte, driftende Reifen am Geruch verbrannten Gummis zu erschnüffeln, musste der Wettpate Bublé aus dem Musical Cats „Memories“ auf Deutsch singen und dabei eine Katzenmaske aufsetzen. Eine Katzenmaske, keine Katzenmütze! Trotzdem war die Reminiszenz an Tom Hanks, diesen Stänkerer aus Hollywood, gelungen. So viel sympathische Unverfrorenheit hätte man der Show-Truppe aus Mainz nicht zugetraut.

Und wo lag der Erkenntnisgewinn? Autoreifen können „würzig“ oder „süßlich“ riechen. Der Rapper 50 Cent besitzt so viele Autos wie Heiner Lauterbach Toiletten. Die sogenannte Lanz-Challenge bleibt aber ein Tempo-Killer. Depeche Mode ist eine „talentierte Band“ (sagt Lanz) und der Moderator ein passabler Falco-Imitator. Er sollte aber bitte künftig nicht mehr in Schokoladensoße baden.