Markus Lanz wirkt als Moderator bei seinem zweiten Auftritt als Moderator von „Wetten, dass..?“ schon etwas entspannter. Anders als sein Vorgänger Thomas Gottschalk ist er aber nicht der Mittelpunkt, um den sich alles dreht.

Bremen - Die Erkennungsmelodie rauscht auf, eine Stimme kündigt „Europas erfolgreichste Show“ an, und auf der Bühne steht Robbie Williams und singt in den Beifall hinein: „Let me entertain you!“ Aber der Gastgeber ist natürlich ein anderer, sein Name wird von Williams nun in voller Dehnung und Dröhnung in den Saal geschmettert: „MARKUS LA-A-A-A-NZ!“ In einem braunen Anzug mit Weste und einem am Kragen offenstehenden weißen Hemd eilt der so Angepriesene elastischen Schritts das Showtreppchen hinunter und bedeutet dem Publikum mit charmantem Skilehrerlächeln, das Klatschen dürfe nun wieder aufhören: „Ich bin so ein emotionaler Typ, gleich fang ich an zu flennen!“

 

Robbie Williams zieht sich mit kokettem Po-Gewackel vorläufig zurück, eine Übung, die nun auch der im Glitzerfummel hereinstöckelnde Laufstegtrainer Jorge Gonzales vorführt. Wenn ihm das einhundert Bremer in Reithosen am Ende der Sendung nachmachen, hat Lanz die Stadtwette verloren und muss mit der Chippendales-Männertruppe strippen. Aber zunächst mal bittet der Moderator, der bei seinem zweiten „Wetten, dass . . ?“-Einsatz entspannter wirkt als bei seinem Debüt, alle Wetter und ihre PromiPaten auf die Couch. Barbara Schöneberger führt ihren Schwangerschaftsbauch, ihre Cinemascope-Breitwandfrisur und ihr hochtouriges Mundwerk vor; Tom Hanks holt sein Smartphone raus und zeigt, wie er in Eisenhüttenstadt einen Trabi umarmt; Halle Berry dagegen, die mit Hanks zur Promotion des Films „Cloud Atlas“ gekommen ist, lässt das, was um sie herum passiert, eher über sich ergehen.

So eine „Wetten, dass . . ?“-Session ist im Grunde ja eine Talkshow, in der jede Banalität geäußert werden darf, jede ernste Meinung aber verboten ist. Da quetscht sich dann ein erwachsener Mensch im rosa Strampelanzug dazu, es ist aber nicht Cindy aus Marzahn, die bei der Lanz-Premiere assistierte – hat sie womöglich von RTL Auftrittsverbot? –, sondern der wie ein sediertes Nagetier grinsende Atze Schröder. Der stille David Garrett legt nun seine Geige an und spielt den „Hummelflug“. Jutta Speidel erzählt ganz aufgeregt – „dann kam das Tollste!“ – wie sie Tom Hanks bei Dreharbeiten in Rom beobachtet hat. Und Oliver Welke sitzt stoisch da und weiß, dass er sich nicht in seiner „heute“-Show befindet, sondern in einem deutschen TV-Fossil, das immer noch die ganze Familie ansprechen will, den kleinsten gemeinsamen Nenner aber nur noch in einer Art Kindergeburtstag findet.

Lanz interessiert sich sogar ein bisschen für die Kandidaten

Thomas Gottschalk war bei diesen Feiern selber der Star, Markus Lanz ist nur noch deren Organisator. Er macht das recht ordentlich und zeigt auch, anders als manche der Promis, ein bisschen Interesse an denen, die bei den Wetten ihre Fähigkeiten vorführen. Für die geht es oft ums Ganze. Ein Jahr habe sie für „die Challenge ihres Lebens“ geübt, sagt etwa die Frau, die 230 verschiedene Nagellacke unterscheiden kann. Ein Zahnarzt erkennt sechzig Bohrertypen am Geräusch, ein Trialbiker springt über Hürden und kommt vor dem Läufer ins Ziel, ein Kampfsportler zermatscht mit dem Schirm Dutzende von Melonen, und ein 13-jähriger Junge zieht mit einem am Bauch angesaugten Pömpel einen Kleinwagen über die Bühne. Gewonnen aber hat am Ende der Mann, der mit seinem Jojo Tischdecken unterm Kaffeegeschirr herauszieht, ohne dass dabei etwas zerbrechen soll. Wobei dieses Kinderspiel, als sich das Jojo mal vom Seil löst, fast ins Auge geht – und zwar in das von Markus Lanz.

In den Showteilen, in denen die Tanztruppe Revolucion und die Sängerin Beth Ditto zu sehen und zu hören sind, setzt ein aufgedreht-leutseliger Robbie Williams den Höhepunkt, stürzt sich zu seinem Song „Candy“ ins Publikum, steigt aufs Sofa und fast auf eine Wettkandidatin. Apropos Wette: Markus Lanz hat zwar beim Sackhüpfen gewonnen, die Stadtwette aber verloren. Der Moderator, der in der Show das Jackett ablegt und salopp die Ärmel hochkrempelt, wird bei den Chippendales bald noch mehr nackte Haut zeigen müssen. Und es sieht ganz so aus, als freue er sich schon darauf.