Volker Weicker führt bei „Wetten, dass . .?“ Regie. Er vermisst die konstruktive Kritik im Umgang mit Moderator Markus Lanz.

Stuttgart - Volker Weicker führt seit Oktober 2012 bei „Wetten, dass . .?“ Regie. Er vermisst die konstruktive Kritik im Umgang mit Moderator Markus Lanz.

 
Herr Weicker, warum hat „Wetten, dass . .?“ mit Markus Lanz nicht funktioniert?
Die Sendung hatte über viele Jahre ein Alleinstellungsmerkmal. Große Künstler und Prominente saßen dort auf der Couch. Neben „Wetten, dass . .?“ gab es viele Jahre kein Konkurrenzprogramm. Irgendwann ging es dann mit „Wetten, dass . .?“-Klonen los. Spielshows im Fernsehen waren nichts Besonderes mehr, und die Stars saßen auch bei Stefan Raab und Mario Barth. Das Alleinstellungsmerkmal war weg, und schon zu Gottschalks Zeiten bröckelte die Quote.
Markus Lanz musste viel Kritik von den Medien einstecken: Hölzern, unlustig, peinlich sei er. Zu Recht?
Wohlwollend ist man nicht mit ihm umgegangen. Es gab von Anfang an harten Gegenwind und irgendwann fast nur noch Polemik. Konstruktive Kritik habe ich vermisst. Es ist leicht, etwas nicht zu mögen, einen Verriss zu schreiben, doch wo bleibt das Konstruktive, der respektvolle Umgang? Jeder Moderator polarisiert. Die einen mögen ihn, die anderen nicht. Harald Schmidt war jahrelang der Liebling des Feuilletons und der Kritiker, da wurde die Frage nach der Quote gar nicht gestellt.
Vielleicht war Lanz für dieses Format doch nicht der richtige Moderator?
Sicher waren nicht alle Sendungen fehlerfrei. Schaut man sich aber die Sendung vom vergangenen Samstag an – und schaut objektiv und sucht nicht nur mit der Lupe nach einer Schwäche –, gibt es nur eine Antwort: dass war eine klasse Sendung, moderiert von einem sehr guten Moderator.
Sie haben Markus Lanz direkt nach der Sendung gesehen. Wie steckt er das Aus von „Wetten, dass . .?“ weg?
Die Situation ist sicherlich nicht leicht für ihn. Doch wenn ich zurückschaue und sehe, mit welcher Heftigkeit auf ihn eingedroschen wurde, habe ich großen Respekt vor seiner Kämpfernatur – und wie lange er das ausgehalten hat. Wer von uns hält eine solche negative Kritik, die schon mehr Mobbing ist, so lange aus? Fast täglich neue negative Schlagzeilen, und er geht raus und moderiert seinen Talk oder die Show, Respekt. Ich frage mich schon: Wie ist es möglich, dass unwidersprochen jeder in den sogenannten sozialen Netzwerken anonym über jemanden herziehen kann und das Ganze auch noch als die Meinung aller Zuschauer gewertet wird? Die Twitter- und Facebook-Nutzung in Deutschland ist noch so gering, dass es mich immer wieder wundert, welche Aufmerksamkeit ihr geschenkt wird.
Werden Sie Ihre Regie-Einsätze bei „Wetten, dass . .?“ vermissen?
Ja, sicherlich. Es hat riesigen Spaß gemacht. Und es war jedes Mal eine neue Herausforderung, aus einer normalen Halle ein Fernsehstudio zu machen. Auch für die ZDF-Leute ist das nicht leicht, viel wird ja bereits fremd produziert. „Wetten, dass . .?“ war für sie noch ein Stück weit Identifikation, etwas Eigenes.