Apple verunsichert viele iPhone-Nutzer seit dem Update auf iOS 12 mit Schadstoff-Warnungen in der Wetter-App. Dabei halten Wetterexperten die Angaben für falsch. Auch die Stadt Stuttgart ist betroffen – und zeigt sich irritiert von den Warnhinweisen.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Moos-Bepflanzung, Fahrverbote und Tempolimits: Stuttgart hat ein Luftproblem und kämpft dagegen an. Aber ist es wirklich so schlimm, dass Apple fast dauerhaft iPhone- und iPad-Nutzer davor warnen muss, die Luft in der Landeshauptstadt einzuatmen? Seit vergangener Woche passiert genau das. Die Wetter-App des Smartphones weist seit Tagen immer wieder darauf hin, dass die Luft in Stuttgart und anderen deutschen Städten für manche Menschen ungesund sei – obwohl in dieser Zeit die Grenzwerte nicht überschritten wurden.

 

Dass die Luftqualität auf Apple-Mobilgeräten angezeigt wird, ist neu. Die Funktion ist mit dem Betriebssystem iOS 12 eingeführt worden, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Das Schadstoff-Urteil über Stuttgart fällt in der vorinstallierten App vernichtend aus. Täglich wird mehrere Stunden lang die folgende Meldung angezeigt: “Ungesunde Luft für empfindliche Gruppen”. Selbst nach dem Sturm am Wochenende wechselte die Anzeige am Montagmorgen nur kurze Zeit auf “bewölkt”, um dann wieder auf die Schadstoffwarnung zu springen.

Die Stadt Stuttgart reagiert irritiert auf die Meldungen des Konzerns aus Cupertino. Die Sorge: Die Wetterwarnungen auf dem iPhone könnten auch Touristen abschrecken. Man könne nicht beurteilen, auf welcher Datengrundlage die Bewertung der Luftqualität vorgenommen werde, sagt eine Sprecherin der Stadt. „Für Montag ist die Bewertung jedenfalls überhaupt nicht zutreffend.“ Der Luftaustausch sei hoch gewesen und damit die „Luftqualität in Stuttgart momentan sehr gut“.

Experten zweifeln an den Angaben

Von den beunruhigenden Hinweisen sind nicht nur Apple-Nutzer in Stuttgart betroffen. Auch in einigen anderen deutschen Städten weist die App häufig auf vermeintlich schlechte Luft hin. In den vergangenen Tagen tauchte die Meldung unter anderem in Städten wie Berlin, Köln, München und Tübingen auf.

Luftexperte Stefan Gilge vom Deutschen Wetterdienst kann sich das nicht erklären. Er hält die Angaben für fragwürdig. In den vergangenen Tagen seien die Luftschadstoffe in Stuttgart unbedenklich gewesen. „Ich gehe davon aus, dass selbst empfindliche Gruppen an dem genannten Wochenende in Stuttgart nichts zu befürchten hatten”, sagt Gilge im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es scheint so, als ob die Information der App diesbezüglich falsch ist.” Gilge empfiehlt Nutzern, sich auf die Daten der Länder zu verlassen. „Wer sichergehen will, sollte sich die Luftqualität auf den Online-Karten des Umweltbundesamtes anschauen”, sagt der Wetterexperte.

Gespeist wird die App mit Daten des US-amerikanischen Wetterdienstes „The Weather Channel”. Die Anzeige der App wird aus dem so genannten Luftqualitätsindex errechnet, der sich aus dem Anteil von Ozon, Stickstoffdioxid und Feinstaub in der Luft zusammensetzt. Doch dort liegt das Problem nicht. Die Website attestiert Stuttgart bei Stichproben „gute“ und „sehr gute“ Luftqualität, während die iPhone-App vor Schadstoffen warnt. Der Dienstleister distanziert sich von den Apple-Angaben. Eine Sprecherin sagt: „Apple verwendet einige Daten von ‚The Weather Channel’, aber es liegt an ihnen, wie sie die Werte verwenden und anzeigen.“

Apple wollte sich auf eine Anfrage am Montag zu den Schadstoffangaben nicht äußern. Es bleibt also unklar, ob es sich um einen Fehler in der Software iOS 12 handelt, der mit einem Update behoben werden könnte.