Pünktlich zum kalendarischen Winterbeginn hat ein eisiges Wochenende Stuttgarts Gewässer erstarren lassen. Bei Temperaturen bis zu -17 Grad platzten in etlichen Häusern auf den Fildern die Wasserrohre und liefen Keller voll.

Stuttgart - Die Nacht von Freitag auf Samstag hatte es in sich. „Auf dem Schnarrenberg haben wir -11 Grad gemessen, am Flughafen -14 Grad“, sagt der Meteorologe Thomas Schuster. In Renningen (Kreis Böblingen) wurde in dieser kalten Nacht der Spitzenwert der Region erreicht: -17 Grad Celsius.

 

Auf den Fildern führte der Frost zu zahlreichen Rohrbrüchen in Gebäuden. Manche Häuser sind seitdem unbewohnbar, mehrere Bewohner mussten umquartiert werden. Um weitere Schäden zu vermeiden, hätte zeitweise das Wasser abgestellt werden müssen, teilte die Polizei am Sonntag mit.

Freude über Wintereinbruch überwiegt

Nach Angaben des Verkehrswarndienstes im Innenministerium waren die Autofahrer, die mit Blitzeis und Schneeglätte rechnen mussten, auf der Hut. „Autofahrer sind offensichtlich auf die winterlichen Bedingungen auf der Straße vorbereitet gewesen“, sagte ein Sprecher am Sonntag.

Über andere winterliche Begleiterscheinungen haben sich die Stuttgarter weitaus mehr gefreut: Der Bärensee und der Pfaffensee waren zugefroren, was am Sonntag zahlreiche spontane Ausflügler anlockte. Der Andrang war so groß, dass viele Fahrer ihre Autos verkehrswidrig entlang der Magstadter Straße abstellten: Die offiziellen Parkplätze rund um den See waren bereits am frühen Nachmittag restlos belegt.

Rund 150 Waghalsige trotzten allen Warnungen. „Betreten der Eisfläche verboten. Lebensgefahr!“ Etliche Schilder mit dieser Aufschrift sind an etlichen Bäumen entlang des Ufers befestigt, trotzdem herrschte Getümmel auf dem See: Eine Gruppe Fünf- bis Zehnjähriger lieferte sich eine Schneeballschlacht, viele brachten ihre Schlittschuhe mit. Andere spielten Eishockey. Vorher hatten sie sich rechteckige Spielfelder markiert. Andere kratzten und hackten mit Schaufeln und Schneeschippen auf dem Eis herum, Kinder fuhren mit Spielzeugtraktoren weit auf den See hinaus, ein Mann in professioneller Eisläufer-Montur vollzog wettkampfreife Sprünge.

Eisschollen auf dem Neckar

Nur wenige erkannten, wie trügerisch die Tragkraft des Eises war: Ein Elternpaar mit Kind und Großmutter wagte sich nah an ein Eisloch, als das Eis plötzlich knackte, was selbst am Ufer deutlich vernehmbar war. Die Familie machte erschrocken kehrt, während andere ungerührt ihr Picknick auf dem Eis fortsetzten.

In der eiskalten Nacht auf Samstag und bei den hartnäckig anhaltenden Minusgraden auch am Tag hatte sich auf dem Neckar auf Höhe der König-Karls-Brücke Eis gebildet. Am Sonntag, als es schon spürbar wärmer geworden war, trieben auf dem Abschnitt zwischen Rosensteinbrücke und Obertürkheim immer noch Eisschollen im Wasser.

Diese dünne Eishaut kommt an die Attraktion vom Winter 1928/29 allerdings nicht heran. Damals, in einem der kältesten Winter in der Geschichte Stuttgarts, war bis Anfang Februar 1929 der Neckar meterdick zugefroren. 1963 waren vier Schleusen und der Neckar zwischen Eberbach und Heidelberg total vereist, am 2. und 3. Januar 1997 traf es den Abschnitt Deizisau und Obertürkheim, der auch im Januar 2009 bei eisigen Temperaturen erneut erstarrte.

Es wird wärmer, aber es bleibt winterlich

Rund um den Max-Eyth-See nutzten am Sonntag viele Spaziergänger die Gunst der Stunde. Aufs Eis wagte sich dort niemand: Auf dem zugefrorenen See waren etliche Löcher zu sehen, und vor allem zum Ufer hin wurde die Eisschicht sichtbar dünner. Die DLRG war mit ihrer Eiswache an Ort und Stelle, um leichtsinnige Eisläufer und Spaziergänger zu warnen. Ein halbes Dutzend Einsatzkräfte hatte sich mit einem Einsatzwagen am Ufer postiert.

Die neue Woche wird mit Werten um den Gefrierpunkt, leichtem Schneefall und Tiefstwerten von etwa -5 Grad beginnen.