Die Menschen im Südwesten haben die bisher kälteste Nacht dieses Jahres erlebt. Besserung ist zwar in Sicht - doch auch die hat ihre Kehrseite.

Stuttgart - Die Kälte hat ihren eisigen Höhepunkt erreicht - in den kommenden Tagen können die Menschen im Südwesten auf etwas mildere Temperaturen hoffen. Wie ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sagte, wurden in der Nacht zum Mittwoch in Sigmaringen minus 21,3 Grad gemessen. „Es war bitterlich kalt.“ Eisiger sei es in diesem Jahr im Land noch in keiner Nacht gewesen. Besserung sei aber in Sicht: „Es wird jetzt langsam milder.“

 

In der Nacht zum Donnerstag werde man das zwar noch nicht allzu sehr spüren - tagsüber seien dann aber immerhin Höchstwerte von bis zu 2 Grad drin. Am Freitag wird es wieder etwas milder - bevor am Samstag schon bis zu 8 Grad möglich seien.

Doch die milderen Temperaturen haben auch eine Kehrseite: Am Freitag breitet sich dem Meteorologen zufolge leichter Schneefall aus. Danach bleibt es unbeständig. Es kann immer wieder regnen.

Sogar Wasserfälle vereisten

In den vergangenen Tagen war es in Baden-Württemberg mit teils zweistelligen Minusgraden klirrend kalt gewesen. Sogar der Uracher Wasserfall - ein beliebtes Touristenziel - erstarrte zu Eis. Pannenhelfer sprachen von so vielen Einsätzen wegen defekter Batterien oder eingefrorener Kühlsysteme wie lange nicht.

Der tiefe Frost kam für traditionsreiche Bierbrauer in Ulm allerdings wie gerufen: Meterlange Eiszapfen reihten sich zuletzt auf dem Hof der Kronenbrauerei im Stadtteil Söflingen zu einem gefrorenen Vorhang - demnächst sollen sie mit Eispickel und hölzernem Vorschlaghammer in handliche Stücke zertrümmert werden. Rund 100 Kubikmeter Eis sollen allein in dieser Woche „geerntet“ werden, wie Brauer Marcel Russ sagte. Mit dem Eis können Bierfässer bis zum Sommer kühl gehalten werden. „Da spart unser Familienbetrieb jede Menge Strom.“

Der Wind hindert die Seen am Gefrieren

Die Kronenbrauerei gehört zu den wenigen in Deutschland, die Eis nach dieser traditionellen Methode gewinnen. Ihr gut vier Meter hoher „Eisgalgen“ aus Metall verfügt über ein ausgeklügeltes System zur Bewässerung. In vier bis fünf Nächten mit Minusgraden wachsen daran „ganz ordentliche Zapfen“, wie der Brauer sagte.

Anders als in der Vergangenheit mussten die Schlittschuhe am Bodensee trotz der Eiseskälte im Schrank bleiben: Es gibt derzeit keine größeren gefrorenen Flächen. Grund dafür sei vor allem der starke Wind, sagte Martin Wessels vom Institut für Seenforschung in Langenargen. Der entziehe dem Wasser zwar Wärme, sorge aber auch für Strömungen im Gewässer und dafür, dass wärmeres Wasser aus tieferen Schichten nachkomme. „Eine Eisschicht bildet sich da schwer.“ Der Titisee im Schwarzwald war während der kalten Tage indes zwar von einer Eisschicht überzogen - die Stadt warnte jedoch davor, die Fläche zu betreten.