Mit 303 Sonnenstunden – das sind doppelt so viele wie im langjährigen Mittel – hat der April Stuttgart sonniges und warmes Frühsommerwetter beschert. Das ist der zweittrockenste April seit Aufzeichnungsbeginn 1961.

Stuttgart - Der April hatte einen ziemlich trockenen Humor, zumindest beim Wetter. Das streckte uns nämlich die Zunge raus. Sonne pur, warm, trocken – feinstes Ausflugs- und Biergartenwetter, absolut grill- und badetauglich. Aber all das war ja wegen des Coronavirus nicht möglich, die Biergärten zu, die Bäder dicht. Spielplätze gesperrt, viele Liegewiesen und Seeufer auch. Grillen ging schon, aber nur zu Hause mit der Familie oder zu zweit. Angesichts der aktuell gern gekauften Grilltempel in der Größe einer Fertiggarage für Motorräder eigentlich reine Energieverschwendung. Nicht mal am PS-strotzenden nagelneuen Rasenmäher konnte Mann sich erfreuen, weil das Wiesle bei der Trockenheit partout nicht wachsen wollte. Kurzum - das Wetter war für viele Freizeitmenschen jubeltauglich und passte damit nicht so richtig in die triste Viruslandschaft.

 

Als Stimmungsaufheller war der April aber absolut geeignet – außer für Landwirte und Hobbygärtner ohne Wasseranschluss. Knapp 303 Sonnenstunden, das ist fast doppelt so viel als im langjährigen Mittel. Sonniger war seit Beginn der Aufzeichnungen 1961 nur der April 2007 (knapp 339 Stunden). Dazu war es sehr mild, mit 13,1 Grad im Schnitt satte 4,2 Grad wärmer als gewöhnlich. Das waren Werte eigentlich für Mai und für Outdoorfans ein Genuss. Nur eben trocken. Mitte April wurde das durch vereinzelte vom Wind gepeitschte Staubfahnen sogar regelrecht sichtbar.

Der zweittrockenste April seit Aufzeichnungsbeginn 1961

An der Messstation Schnarrenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden im gesamten Monat gerade mal 1,9 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, das sind jämmerliche 3,5 Prozent vom Durchschnittswert. Vom 1. bis zum 27. April gab es am Schnarrenberg überhaupt keinen messbaren Niederschlag und danach nur ein paar Tropfen. Normal fallen in einem April knapp 54 Liter Regen, aber normal ist der zweite Frühlingsmonat in Stuttgart seit Jahren nicht mehr. Auch 2019 fielen nur 48 Prozent eines normalen Aprils. Nahezu identisch die Regenwerte 2018 und 2017. Man muss bis 2016 zurückgehen, um regentechnisch einen normalen April in Stuttgart zu finden. Damals fielen ungefähr 53 Liter Regen pro Quadratmeter, also gut 99 Prozent vom Normalwert. „In diesem Jahr war der April extrem trocken“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der DWD-Meteorologe ergänzt: „Das war der zweittrockenste April seit Aufzeichnungsbeginn 1961. Den trockensten hatten wir 2007 mit 0,2 Liter Niederschlag.“

Der Regen ist ein Segen für die Saat der Filderbauern

Wobei die Statistik in puncto Niederschlag ja immer ein wenig tricky ist. Gerade bei Schauerwetter wie Ende April fällt das Nass eben höchst unterschiedlich. Wie gesagt, am Schnarrenberg war es trocken wie eine drei Tage alte Brezel, am Flughafen dagegen minderten ein kräftiger Schauer und ein Gewitter die Trockenheit zumindest ein wenig. Immerhin 14,9 Liter Regen wurden in Echterdingen gemessen, das ist etwa sieben Mal mehr als im Stuttgarter Norden, aber eben auch nur knapp ein Viertel eines normalen Aprils. Trotzdem war der Regen ein Segen für die Saat der Filderbauern.

Trotz der extremen Trockenheit im April könnte die Natur in der Stadt unbeschadet durchkommen – wenn es im Mai halbwegs normal läuft. Der Grund liegt in der Vergangenheit, genauer im Februar und März. In beiden Monaten war es deutlich nasser als im Durchschnitt, im Februar fielen mit 80 Litern sogar stolze 230 Prozent des langjährigen Mittels. Davon profitiert heute noch alles, was tiefe Wurzeln hat.

Jetzt macht sich in Stuttgart erst einmal wieder trockenes Wetter breit. Und frühsommerlich warmes. Für den Wonnemonat Mai ist das aber auch eher normal – genau wie die Prognose, dass es zu den Eisheiligen kommende Wochen noch mal empfindlich kühl werden könnte. Allerdings garniert mit Wasser von oben. Und wenn exakt dazu noch die Gartenwirtschaften wieder öffnen dürften, wäre der Wetterwitz dieses Frühjahrs perfekt.