Das Wetter im September ist freundlich zu allen, die Heizkosten bezahlen müssen. Der Verkauf von Namensrechten für Tiefs und Hochs 2020 hat begonnen.

Stuttgart - Die Messlatte für interessant ist heutzutage der Rekord: Schneller, höher, weiter heißt es nicht nur im Sport, sondern fast überall. Der blondeste Präsident der Welt, die schnellste Achterbahn des Planeten in Abu Dhabi (0 auf 100 in 2,9 Sekunden, 240 Sachen Spitze, kein Witz), die größte Currywurst der Galaxie in Wolfenbüttel (320 Meter lang, 175,2 Kilo, auch kein Witz), die zäheste Flughafenbaustelle des Universums – all das gibt es und auch beim Wetter ist man seit Jahren an Rekorde gewöhnt. Sommers zu heiß, Weihnachten zu grün, winters zu warm, natürlich zu trocken und allenfalls unterbrochen von heftigen Unwettern mit Starkregen und Hagel.

 

Klimawandel ist auch ohne Rekord spürbar

Auch in Stuttgart vergeht eigentlich kein Monat, ohne eine neue meteorologische Höchstmarke. Deshalb ist der September 2019 etwas ganz Besonderes - nämlich rekordlos. Keine spätsommerliche Hitze, keine gnadenlose Dauersonne und schon gar kein sintflutartiger Dauerregen, der Keller und Flüsse volllaufen lässt. Die Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fällt für Stuttgart deswegen gemäßigt aus wie eine leichte Brise an einem milden Sommertag mit Schäfchenwolken. „Der September war zu warm, sehr sonnig und zu trocken“, sagt DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller, nach Superlativen sucht man da vergebens, es gibt sie schlicht nicht.

Bemerkenswert bleibt allerdings, dass man auch im September die Kennzeichen des Klimawandels spüren konnte. Immerhin war es gegenüber dem langjährigen Durchschnitt 1,1 Grad zu warm, die 194,2 Sonnenstunden in der Stadt entsprechen 116,4 Prozent und zu einer normalen Regenmenge für September von 58,3 Litern fehlten an der DWD-Station Schnarrenberg knapp zwölf Liter oder 22 Prozent. Insgesamt war der neunte Monat des Jahres der achte der wärmer war als das langjährige Mittel. Lediglich im Mai war es ein wenig kühler als im Schnitt. Es müsste also schon viel passieren, wenn 2019 nicht wieder als zu warm aus dem Klimarennen gehen würde – wie die vergangenen neun Jahre auch. 2010 war das bisher letzte Jahr unter dem langjährigen Mittel von 9,5 Grad.

Das Wetter senkt die Heizkosten

Freuen über die Entwicklung können sich alle die Heizkosten bezahlen müssen. Und auch die Freibad-Fans der Stadt, die wegen des warmen Wetters von den Bäderbetrieben eine Woche Nachschlag gewährt bekommen haben. Entwickelt sich das Wetter in den kommenden Jahren so weiter, könnte man sich durchaus Gedanken über eine generelle Verlängerung machen.

Der meteorologische Herbst hat in der Stadt also relativ unspektakulär angefangen. Wie im September üblich startete auch wieder die Aktion „Wetterpatenschaften“ des Instituts für Meteorologie der FU Berlin. Seit 60 Jahre kann man dort die Patenschaft über ein Hoch oder Tief erwerben und mit seinem Vornahmen versehen, der dann bei den Wetterprognosen des DWD auch genannt wird. Seit 25. September sind die Listen für 2020 online. Im kommenden Jahr tragen die Tiefs weibliche und die Hochs männliche Vornamen. Bevor jetzt empörte Aufschreie kommen – bis Ende 2019 ist es noch umgekehrt. Tiefs haben übrigens den Vorteil, dass sie für 236,81 Euro inklusive Mehrwertsteuer im Vergleich zu Hochs (355,81 Euro) günstiger sind. Allerdings halten Hochdruckgebiete wesentlich länger.

Lieber Tief Quirin als Stefan

Es empfiehlt sich übrigens Träger eines ausgefallenen Namens zu sein, es muss allerdings ein standesamtlich anerkannter Vorname sein. Bei zum Beispiel Brigitte, Katja oder Susanne ist es nicht besonders wahrscheinlich als Namensgeber identifiziert zu werden. In diesem Jahr hießen Hochs aber auch schon Elektra, Hanneke oder Irmelin. Das peppt. Bei den Männern, die bis Jahresende Tiefs ihren Namen geben, schlagen aktuell Florenz, Quirin oder Hinne ganz klar Thomas, Stefan oder Martin. Für den Oktober sind in Stuttgart übrigens eher Männernamen angesagt. Ein Tief jagt das nächste, ein goldener Oktober ist nicht in Sicht.