Das Februarwetter in Stuttgart lässt erst Schneefans jubeln und dann Wetterfühlige in die Apotheke rennen. Was war sonst noch besonders im Februar?

Stuttgart - Die Formel 1 erklärt ihren Sport gerne so: Von null auf Tempo 200 knapp unter zwei Sekunden - und um wieder auf null zu bremsen, braucht es auch kaum länger. Das ist in der Tat sportlich, aber das Wetter im Februar in Stuttgart und der Region hatte auch ähnlich rasante Änderungen auf Lager. In der Intensität absolut ungewöhnlich und für Wetterfühlige ungefähr so heimelig wie eine eiskalte Dusche am frühen Morgen.

 

Klirrend kalte Nächte

Am 12. Februar sank das Thermometer an der Messstation des Deutschen Wetterdienstes Stuttgart (DWD) am Schnarrenberg auf minus 11,5 Grad, das war die tiefste Temperatur des Monats und auch des gesamten Winters. Auch die kommenden zwei Tage herrschte Dauerfrost, am 14. Februar sank zumindest nachts die Temperatur mit minus 4,5 Grad auch noch einmal deutlich unter den Gefrierpunkt.

Luft und Sand aus der Sahara

Danach wurde es mit einer südwestlichen Strömung allerdings rasant warm. Vom 20. Februar an gab es schon so um die 20 Grad. Der Peak lag dann am 25. Februar bei 20,8 Grad, das sind nur 0,7 Grad unter dem absoluten Februar-Temperaturrekord aus dem Jahr 1990. Grob gesagt schaffte der Februar in nur fünf Tagen eine Temperaturdifferenz von mehr als 30 Grad. Ein Turbo-Frühjahrseinbruch mitten im Winter! Dass kalte Nordost-Strömungen im Winter von milden Luftmassen aus Südwest abgelöst werden, kommt zwar immer wieder vor. „Die große Temperaturdifferenz ist aber außergewöhnlich und erklärt sich, weil die Luft aus der Sahara nicht nur Staub mitbrachte, sondern auch extrem intensiv war“, erklärt dazu der DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller, „die 20,8 Grad lagen ganz dicht am absoluten Rekord. Viel mehr geht um diese Jahreszeit einfach nicht.“

Der Monat war zu warm

Der Wärmeeinbruch erklärt auch, dass der Monat trotz einiger bitterkalter Tage am Ende doch zu warm war. Am 15. Februar hieß es auf Stuttgarts Höhen noch Rodel gut, kurz darauf drückten die Krokusse mit aller Macht aus den ratzfatz abgetauten Wiesen. Verglichen mit dem bis zum Jahresende gültigen langjährigen Mittel von 1961 bis 1990, war der Februar mit einer Durchschnittstemperatur von 4,6 Grad immerhin 2,7 Grad zu warm.

Dennoch war Schlittschuhlaufen möglich

Aber selbst bei dem neuen Mittelwert von 1991 bis Ende 2020, geht der Februar immer noch als zu mild in die Statistik ein - wenn auch da nur um 1,6 Grad. Die Tendenz zu immer wärmer bleibt also bestehen, auch wenn im Februar tatsächlich ein paar Tage Schlittschuhlaufen auf Natureisflächen gegangenen sind wie auf den Parkseen – auch wenn das verboten gewesen ist und die Polizei auch einschritt.

Auch Schnee blieb liegen

Aber dafür gab es trotz T-Shirt-Wetters ab Mitte des Monats in Stuttgart tatsächlich einen Winter, der seinen Namen auch verdient hat. Für die Meteorologen endet der Winter ja Ende Februar, und dieser war gar nicht so schlecht. Immerhin lag am Schnarrenberg zwischen dem 1. Dezember und Ende Februar an 27 Tagen Schnee. Zum Vergleich - vor einem Jahr gab es da keine einzige Flocke, zumindest nicht zum Zeitpunkt der Messung. Trotzdem war auch die gesamte Winterperiode zu warm. Die Mitteltemperatur von 3,5 Grad lag rund ein Grad höher als das neue vieljährige Mittel und um satte 2,2 Grad über dem bisherigen Mittelwert 1961 bis 1990. „Den wärmsten Winter in Stuttgart hatten wir im Jahr 2007 mit einer Mitteltemperatur von 5,4 Grad, den kältesten 1963 mit einem Mittelwert von nur -4,4 Grad“, sagt DWD-Mann Pfaffenzeller.

Zahlreiche Sonnenstunden

Der Schnee in diesem Winter war aber nicht nur fein für die Kids, sondern auch gut für die ausgetrockneten Böden und auf jeden Fall ein guter Wert, der über allen Durchschnitten liegt, egal welche man nimmt. Rund 200 Stunden war zudem die Sonne am Winterhimmel zu sehen. Das ist ziemlich genau in der Mitte zwischen dem bisherigen Mittelwert und dem aktuellen, also eher doch ganz normal.

Der Winter bäumt sich noch einmal auf

Auf jeden Fall bleibt aber die Erkenntnis: Es gibt noch so was wie Winter, selbst in Stuttgart. Ob man deswegen jetzt eine Schneefräse kaufen soll, ist aber eher fraglich. Die Dinger werden zwar, wenn die Baumärkte wieder öffnen, recht günstig zu haben sein, aber ohne jede Einsatzgarantie im März oder April. Aber jetzt ist eh so gut wie Frühling, und der wirft sich bisher eindrucksvoll ins Zeug, zumindest was die Sonne angeht. Aber Obacht, Ende dieser Woche könnte es noch einmal richtig kalt und ungemütlich werden.