Die „Tübingen Erleben“ bietet eine Tour zu den Altmeistern des Schwäbischen Whiskys an.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Owen – Mörikes Wort von der „blauen Mauer der Alb“, könnte bald eine neue Bedeutung bekommen. Das Städtchen Owen am Fuß der Baßgeige ist nicht nur mit rund 30 Brennereien gesegnet, sondern auch mit drei Whiskydestillen, die seit Donnerstag durch einen Wanderweg verbunden sind:

 

Angela Weis von der „Tübingen Erleben“-Gesellschaft führt den ersten schwäbischen Whisky-Walk an. Es ist eine Tour durch die kleine Stadt und die erstaunliche Landschaft, mit den immer steiler aufsteigenden Bergen und den Burgen Neuffen, Teck und Rauber. Jeder Teilnehmer hat eine Flasche Wasser im Gepäck, und die braucht er auch. Nicht nur, um das Probiergläsle zu spülen, sondern auch um die Nase freizubekommen und die Whisky-Aromen von Beeren, Blumen, Leder, Heu, Gras und Öl zu erschnuppern.

Die Schwäbin in Kniebund-Hose ist mit einem Schotten liiert, so dass es ihr weder schwerfällt über Streuobst, Biosphäre und die sagenhafte Sibylle vom Gelben Felsen zu sprechen, noch über Brennblasen, Malz und Torfgeschmack zu diskutieren.

Als Fachfrau weiß sie sehr viel über Whisky, doch Immanuel Gruel, der drahtige 25-Jährige mit den großen Plänen, weiß alles. Der Chef der Brennerei Gruel kennt alle Malzenzyme mit Vornamen – „Amy“ oder so ähnlich heißen sie. Sein Fasslager hätte man früher als Schuppen bezeichnet, er nennt es Temperaturvarianz-Lager, weil durch die Blechwände Kälte und Wärme auf den Alkohol treffen. Es duftet nach Brot und Holz. In den Fässern lagert der Whisky und verdunstet vor sich hin. Wenn die Flüssigkeit durch die Holzporen das Fass verlässt, um die Engel zu füttern, wie Angela Weis scherzt, zieht es Luft und Geschmack hinein. In ein paar Jahren will er sich komplett selbstständig machen und vom Verkauf seiner feinen Fläschchen leben, die zwischen 30 und 70 Euro kosten.

Bis zu zwölf Jahre versenkt er den Whisky in spanische Sherry- oder amerikanische Malt-Fasser, um den Holzton und die Sherry-Note in einen wohlgerundeten Einklang zu bringen, den man schmeckt.

Am Geschmack raspelt und feilt auch Thomas Dannemann vom Bellerhof. Er verwendet Fässer aus deutscher und amerikanischer Eiche, um so auf die beste Geschmackslösung zu kommen. Aber Alkohol ist keine Lösung, sondern ein Destillat.

Die Destille vom Berghof Rabel, wunderschön in Kupfer gehämmert, spendet einen feinen Tropfen mit dem schlichten Namen „Owen“, den man am Ende des etwa fünf Kilometer langen Whisky-Walks durchaus auch für einen englischen Nachnamen halten könnte.

Der Tag geht, der Esslinger Landrat Heinz Eininger kommt – in Hochform. Er ist überzeugt, dass er erste deutsche Whiskywanderweg die Genießer von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen anlocken wird. Weil der deutsche Südwesten einst das Kernland der Kelten war, von wo sie aufbrachen, um den Kontinent bis in die entlegensten Inseln wie Irland oder Britannien mit Whisky-Destillerien zu besiedeln, ist für den Landrat seit Donnerstag eines klar: Whisky is coming home.

Gut jedenfalls, dass Owen einen Bahnhof hat. Damit ist sichergestellt, dass man nach acht verkosteten Malztropfen auch noch irgendwie heimfindet.