Die Erzieher der Kita Wichtelpark auf dem Fasanenhof wurden von der Sarah-Wiener-Stiftung in Sachen Ernährung geschult. Nun kochen die Kinder ab und zu selbst. Wir haben ihnen dabei über die Schulter geschaut.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Fasanenhof - „Wer will mithelfen beim Gemüseschnippeln?“, fragt Wiebke Deffke die Kinder der Tageseinrichtung Wichtelpark. Viele kleine Hände recken sich in die Höhe. Da aber nur vier mitmachen können, muss die Erzieherin auszählen, wer in die Küche mitkommen darf. Carlotta, Thea, Julian und Stella haben Glück: Sie dürfen sich eine Schürze umbinden, Messerchen und Schneidebretter schnappen. Heute heißt es: Paprika, Gurken und Karotten schnippeln. „Bei mir klappt’s“, ruft die vierjährige Thea und lässt geschickt das Schälmesser über die Karotte gleiten. Als sie sich wenig später in den Finger schneidet, sind die Tränen schnell getrocknet. Mit großem Tapferkeitspflaster am Finger widmet sie sich den Gurken.

 

Selber zu kochen ist ein neuer Schwerpunkt an der Tagesstätte am Zettachring, seit Wiebke Deffke zusammen mit zwei Kolleginnen eine Fortbildung der Initiative „Ich kann kochen!“ besucht hat, die von der Sarah-Wiener-Stiftung und der Barmer-Krankenkasse geleitet wird. Dabei wurden die Erzieherinnen als sogenannte Genussbotschafter weitergebildet, und sollen nun ihr theoretisches und praktisches Wissen über gesundes Essen in die Kita hineintragen. Die Überzeugung der Ernährungsinitiative ist es, dass nur wer fit in der Küche ist und sich mit Lebensmitteln auskennt, in der Lage ist, sich ausgewogen zu ernähren. „Wir wollen die Gesundheit der Kinder stärken, bevor sie krank werden“, sagt die Initiatorin der Stiftung, Sarah Wiener.

Neugierig auf unbekanntes Gemüse

Den Kindern im Wichtelpark wird nun etwa einmal in der Woche angeboten, zusätzlich zum angelieferten Essen des Caterers etwas für alle 48 Kinder im Haus zu kochen. Dafür wurde extra eine kleine Kochecke eingerichtet und Töpfe, Schüsseln und Kindermesser angeschafft.

Der Erfolg des Projekts ist groß, berichtet Deffke. „Die Kinder haben Spaß daran, wenn sie selber etwas zubereiten“, sagt die Erzieherin. „Sie genießen ein Essen eher, wenn sie selbst an den Vorbereitungen mitgemacht haben, und probieren auch mal was Neues aus.“ Auf dem Speiseplan standen bisher zum Beispiel Hackfleischbällchen, Brezelcroûtons, Gemüsesticks mit Kräuterdip oder Apfelmus ohne Zucker. „Bisher kamen die Sachen so gut an, dass immer alles leer gegessen wurde“, sagt Deffke. „Wir zwingen aber natürlich niemanden zum Probieren.“ Fester Bestandteil sei immer auch, mit den Kindern über die Lebensmittel zu sprechen. Wo wachsen eigentlich Linsen? Wie sieht eine Aubergine aus? Und was ist Petersilie?

Kinder lernen von Kindern

Auch wenn nur jeweils vier Kinder gleichzeitig kochen können, sei der Lerneffekt für alle Kinder gegeben, sagt Wiebke Deffke, denn: „Sie erzählen sich gegenseitig, was wir gemacht haben.“ Die Erfahrung zeige, dass Kinder eher auf andere Kinder hören würden statt auf den gut gemeinten Rat von Erwachsenen.

Wiebke Deffke hat sich schon überlegt, was sie als nächstes mit den Kindern kochen möchte: Pastinaken-Pommes. „Pastinaken kennen viele gar nicht oder mögen sie eher nicht, aber allein das Wort Pommes ist für Kinder schon was Tolles. Ich glaube, dass sie das essen.“