Die Grünen können sich Hoffnungen machen, im zweiten Durchgang der Kommunalwahlen die Rathäuser in einigen wichtigen Städten zu erobern

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Kommunalwahlen sind in Frankreich eine wichtige Angelegenheit. Sie sind nicht nur ein Stimmungstest für die Parteien, die Bürgermeister haben auch außerordentlich viel Macht und sie gehören inzwischen zu den letzten Politikern, die in Frankreich noch hohes Ansehen in der Bevölkerung genießen.

 

Aus diesem Grund blickt die gesamte Republik mit Spannung auf die Stichwahlen in vielen wichtigen Städten am Sonntag. Ein Trend zeichnet sich allerdings bereits ab: Frankreichs Politik wird wesentlich grüner werden. Die Vertreter der Europe Écologie – Les Verts (EELV) konnten im ersten Wahlgang in großen Städten wie Lyon, Besançon oder Straßburg punkten. In Bordeaux liegt der Grüne Pierre Hurmic fast gleichauf mit Amtsinhaber Nicolas Florian. Frankreich hatte bisher nur einen grünen Bürgermeister in einer größeren Stadt: Eric Piolle in Grenoble. Seine Liste geht nun mit einem deutlichen Vorsprung in die Stichwahl.

Gewinnen in Straßburg die Grünen?

Die Kandidatin der Grünen in Straßburg, Jeanne Barseghian, lag mit fast 28 Prozent überraschend deutlich vor ihrem größten Konkurrenten Alain Fontanel, der knapp 20 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielt und von der Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) unterstützt wird. Seine einzige Chance, eine grüne Bürgermeisterin zu verhindern, sieht Fontanel inzwischen darin, eine Koalition mit den von ihm ungeliebten konservativen Les Républicains (LR) einzugehen. Auch ist angesichts der drohenden Niederlage der Ton rauer geworden. Immer wieder erklärt Fontanel, dass die Grünen von einer Art blindem Dogmatismus getrieben seien, doch in der aktuellen Krise sei der politische Pragmatismus wichtiger, der von ihm vertreten werden.

In Paris führt die Amtsinhaberin

Auch in der französischen Hauptstadt Paris, die als Machtzentrum des Landes sehr großen Symbolcharakter hat, wird nach der Wahl wohl mehr Wert auf Ökologie gelegt. Die Amtsinhaberin Anne Hidalgo hat ihre Chancen auf eine Wiederwahl erhöht. Die Sozialistin verbündete sich für die zweite Wahlrunde mit dem Grünen-Kandidaten David Belliard und wird mit ihm in einer gemeinsamen Liste antreten. Der Koalition zwischen Hidalgo und Belliard sei eine Einigung zu mehreren Umweltthemen vorausgegangen, bestätigte das Wahlkampfteam um Hidalgo.

Frankreichs Hauptstadt wird grüner

Die Parteien hätten sich darauf geeinigt, ein Wald-Entwicklungsprojekt im Osten der französischen Hauptstadt anzugehen, sagte Belliard der Tageszeitung „Le Parisien“. Außerdem solle digitale, energieaufwendige Werbung im öffentlichen Raum verboten werden. Auch die Freilegung eines zugeschütteten Nebenflusses der Seine sei Teil der Einigung gewesen. Die Amtsinhaberin Hidalgo arbeitet schon länger daran, Paris zum grünen Vorzeigeprojekt machen. Immer mehr Grünflächen werden in der Stadt angelegt und der Autoverkehr wird sukzessive zurückgedrängt. Während der Coronavirus-Pandemie setzte sie sich vehement für eine Stärkung des Radverkehrs ein.

Ihre konservative Gegnerin Rachida Dati versucht seit Wochen vergeblich, die politische Bilanz von Anne Hidalgo zu schmälern. Zuletzt erklärte sie, die Amtsinhaberin habe Paris völlig zubetoniert – ein Vorwurf, der angesichts der Realität allerdings eher Kopfschütteln auslöste.