Widerstand bei Burg Lichtenberg Hühnerhof-Gegner lassen nicht locker

Je nach Blickwinkel könnte die Umgebung von Burg Lichtenberg durch Neubauten wie dem geplanten Hühnerhof empfindlich gestört werden. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Der Widerstand gegen den geplanten Hühnerhof auf dem Lichtenberg in Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) hält an. Kritiker monieren zu hohe Gebäude und fehlende Kläranschlüsse.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Die Gegner des geplanten Bio-Hühnerhofs auf dem Lichtenberg in Oberstenfeld lassen nicht locker. Dem Vorhaben des Eierproduzenten Martin Föll bei der Burg Lichtenberg begegnen sie mit kompromissloser Ablehnung. Insbesondere die Höhe der Gebäude, der fehlende Abwasseranschluss und die Auswirkungen auf die Tierwelt im Landschaftsschutzgebiet lassen aus ihrer Sicht keine Erlaubnis zu.

 

Das Landratsamt Ludwigsburg mauert

Stillstand prägt derzeit das Projekt. Der Bauherr Martin Föll will zwei Hühnerställe mit insgesamt 12 000 Tieren bauen, dazu Silos und Freilaufgehege für einen Bio-Hühnerhof. Dafür muss er Nachweise zum Umweltausgleich bei der Genehmigungsbehörde einreichen. Das Landratsamt Ludwigsburg mit seiner unteren Baurechtsbehörde drängelt nicht: „Dass die Erstellung dieser Unterlagen Zeit braucht, ist verständlich.“ Äußern will sich das Landratsamt zu Einzelfragen des Bauantrags nicht, es sei ein schwebendes Verfahren. Die Öffentlichkeit sei auf die Verfahrensbeteiligten beschränkt. Damit will die Behörde verhindern, dass Einflüsse von außen das Verfahren erschweren.

Fragen stellen sich reichlich. So hat kürzlich der Historische Verein Bottwartal (HVB) noch einmal daran erinnert, dass die geplanten Silos und Ställe zu hoch seien. Zudem sei die Burg Lichtenberg ein „in höchstem Maße raumwirksames Kulturdenkmal mit Landmarkencharakter und Umgebungsschutz“. Es habe auch eine „in höchstem Maße landesgeschichtliche und touristische Bedeutung“, schreibt das HVB-Vorstandsmitglied Hans-Wolfgang Bock.

Die Gemeinde rät zu niedrigeren Gebäudehöhen

Dass die Gebäudehöhen nicht unproblematisch sind, geht aus dem Statement des Oberstenfelder Bürgermeisters Markus Kleemann hervor: „Wir haben dem Bauherren geraten, dass die Gebäude weniger hoch sein sollen, als er dies wünscht.“ Die Gemeinde dürfe aber keine Vorgaben machen. Zuständig sei das Landratsamt.

Aber nicht nur die Kreisbehörde schweigt, auch das Landesamt für Denkmalschutz mauert zur Frage, ob die Gebäudehöhen des Hühnerhofes sich mit der Burg nicht vertragen. Man habe im Januar 2022 eine Stellungnahme abgegeben, wolle sich aber zum laufenden Verfahren nicht äußern, teilt das Amt über die Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart mit. Ob das Erscheinungsbild des Denkmals erheblich beeinträchtigt werde, stellten Gutachter mittels Fotografien und Simulationen sowie Sichtachsen fest. Auf die Frage, warum viel höhere Windkraftanlagen in der Nähe der Burg im nahen Hardtwald genehmigt werden könnten, weist das Denkmalschutzamt auf die dafür geltenden Gesetze hin. Auch für die Windräder prüfe das Landesdenkmalamt den Umgebungsschutz, weil die Burg Lichtenberg eine wichtige Landmarke sei.

Die Bedenken gegen das Projekt sind nach wie vor groß. Allen voran beim Nachbarn, dem Burgeigentümer Christoph Wichmann, Hauptgesellschafter der Freiherr von und zu Weiler & Wichmann GbR. Er sieht in dem Föll’schen Vorhaben eine erhebliche Bedrohung für die Burg. Wichmann, der seit Jahren einen Biergarten mit Blick aufs Bottwartal plant, sieht eine „agrarindustrielle Massentierhaltung“ sowie „monströse Futtersilos und Legehennenfabrikhallen“ auf die alte Stauferburg zukommen. Noch dazu raube der Hühnerhof mit seinen Zäunen den Wildtieren ihre Lebensräume im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald .

Der Burgeigentümer zeichnet ein düsteres Bild

Das zu erwartende Szenario zeichnet der Burgherr Wichmann düster: „Der Staub auf diesen Freiflächen würde – vermischt mit hochgiftigen getrockneten Hühnerkot – über den Berg verteilt werden.“ Dazu komme Lärm und ätzender Gestank eines solchen Betriebes. Hohe Traktoren würden die Naherholungssuchenden auf dem schmalen Zuweg gefährden. Auch sei der Bauernhof auf dem Lichtenberg bisher nicht an die Kanalisation der Gemeinde angeschlossen und damit nicht erschlossen. „Bisher läuft die Fäkalienbrühe ungeklärt den Weinberg herunter. Das Projekt sieht daran keine Änderung vor.“

Die Vorhalte Wichmanns hält der Bauherr Martin Föll für maßlos übertrieben. Sein Vorgänger habe Gruben für die menschlichen Fäkalien des Bauernhofs ausgehoben und betrieben, er lasse das Anwesen an das Kanalsystem anschließen. „Den Bauantrag hat der Gemeinderat genehmigt, die Ausschreibung soll im Januar raus.“ Die Gemeinde bestätigt das. Gestank werde nicht auftreten, verspricht Föll. „Zwei Drittel des Hühnerkots fällt nachts in den Ställen an – der übrige wird vom Boden schnell aufgenommen.“ Verkehr durch Traktoren entstehe nur einmal in der Woche, wenn der Kot abtransportiert werde – verglichen mit dem Verkehr einer Burggastronomie sei das wenig.

Die Gebäudehöhen sind aus Sicht des Bauherrn kein Problem

Und auch die Gebäudehöhe ist aus Sicht von Martin Föll kein Problem: Die sechs Meter hohen Silos würde er durch Geländeabtragungen tiefer in die Erde setzen lassen. Sie überragten den alten Bauernhof nur um einen halben Meter. Der Stall am Hof sei zudem 100 Meter weiter entfernt von der Burg als das alte Wohnhaus, und der zweite Stall läge 200 Meter weiter weg. „Wir berühren den unbebauten Gürtel um die Burg nicht.“ Die Belange des Landschaftsschutzes nehme er ernst, halte sie aber für lösbar.

Was hat es mit dem Bürgerbegehren für Parkplätze auf sich?

Bürgerbegehren
 Der Gemeinderat von Oberstenfeld lehnte im März 2023 das Bürgerbegehren von Christoph Wichmann ab. Die Gemeinde sollte auf Flächen, die ihr vom Baron von und zu Weiler geschenkt worden waren, Parkplätze für den Biergarten bereitstellen. Inzwischen betreibt der Burgeigentümer Wichmann das Bürgerbegehren nicht mehr weiter.

Parkplätze
 Die Gemeinde Oberstenfeld war an einem Kompromiss in der Parkplatzfrage interessiert, weil viele Menschen sich einen Biergarten wünschen. Die dafür noch notwendigen 32  Parkplätze hat sie Wichmann durch das Eintragen einer Baulast angeboten. Der Burgeigentümer ist damit einverstanden: „Die Gemeinde unterstützt sehr konstruktiv dieses auch von ihr ausdrücklich gewünschte Vorhaben, wofür ich dankbar bin.“

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