Am 77. Jahrestag der Befreiung der französischen Hauptstadt benennt die Bürgermeisterin Anne Hidalgo einen kleinen Park nach den beiden deutschen Widerstandskämpfern der „Weißen Rose“
Paris - Von Hans und Sophie Scholl hat keiner der jungen Freizeitkicker je etwas gehört. Entspannt sitzt die Gruppe am Rand eines kleinen Fußballfeldes unter der Brücke der Stadtautobahn in Paris und beobachtet interessiert die kleine Zeremonie. Einige Meter entfernt benennt Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, gerade offiziell den kleinen Park im 17. Arrondissement nach den beiden deutschen Widerstandskämpfern aus dem Zweiten Weltkrieg. Am Mittwoch war der 77. Jahrestag der Befreiung von Paris von den deutschen Besatzern.
Einsatz für Menschlichkeit und Freiheit
Beschattet von einem kleinen, weißen Pavillon hebt Anne Hidalgo an diesem sonnigen Tag in einer kurzen Ansprache die Verdienste der beiden ermordeten jungen Deutschen im Kampf gegen die Nazis hervor. „Wir müssen uns erinnern, um nicht zu vergessen“, betonte die Politikerin und erwähnt den Einsatz der Geschwister für Menschlichkeit und Freiheit. Beide hätten sich mit großer Willenskraft dem Inakzeptablen entgegengestellt. „Das ist vor allem ein Zeichen der Hoffnung.“ Mit ihrem Widerstandsgeist hätten die Geschwister das Deutschland und Europa der Nachkriegszeit mitgeprägt. Zwei große Schwarz-Weiß-Fotos auf einer Staffelei neben Hidalgo zeigen Hans und Sophie Scholl als lachende Menschen, die hoffnungsfroh in die Zukunft blickten. Davor lehnt symbolträchtig ein großer Strauß aus weißen Rosen.
Ein besonderer Tag für Paris
Der Jahrestag der Befreiung nach vierjähriger Besatzung durch die Nazis wird an jedem 25. August in ganz Paris gefeiert. Den Anfang des Endes der deutschen Herrschaft in der Stadt markierte damals im Sommer 1944 ein mehrtägiger Generalstreik und schließlich ein offener Aufstand der französischen Widerstandskämpfer. Als die vorrückenden alliierten Truppen dann die französische Hauptstadt erreichten, kapitulierten die Besatzer. Ins kollektiven Gedächtnis der Franzosen hat sich die legendäre Rede von General Charles de Gaulle am 25. August 1944 auf dem Vorplatz des Rathauses eingebrannt. „Paris gedemütigt, Paris gebrochen, Paris gequält, aber Paris befreit!“ rief der spätere Präsident der frenetisch jubelnden Menschenmenge zu.
Ein Park der Begegnung
Genau 77 Jähre später ziehen nach der kleinen Zeremonie am „Hans und Sophie Scholl Park“ Politiker und Offizielle wieder ab. Nur Minuten später heben dort Frauen ihre Kinder auf die neuen Rutschen, einige Jugendliche laufen entspannt in Richtung Fußballfelder. Spätestens jetzt ist der Platz seiner Bestimmung als Ort der Begegnung tatsächlich übergeben.