Die Trockenheit und die große Hitze haben den Wäldern zugesetzt. Vor allem die Buchen weisen starke Schäden auf. Die Fichten können wegen des Wassermangels kein Harz bilden, was sie zu einer leichten Beute für den Borkenkäfer macht.

Kreis Esslingen - Der Wald im Landkreis Esslingen macht eine schwere Zeit durch. Die lang anhaltende Trockenheit und Hitze, welche die vergangenen Sommer begleitet haben, machen den Bäumen zu schaffen. Cristina Ganter, die Waldschutzbeauftragte im Kreisforstamt, muss mit ihren Kollegen auf daraus resultierende Schäden reagieren und gleichzeitig den Wald wappnen, um weniger anfällig für Klimaeinflüsse zu sein. Wie wirkt sich die lange Trockenheit auf die Bäume aus? Auch Bäume können unter Sonnenbrand leiden, sagt Cristina Ganter. Besonders empfindlich dafür sei die Buche, deren Rinde in der Folge abplatze. Zudem sterben infolge von Trockenschäden kleinere Äste, aber auch ganze Baumkronen ab und tragen kein Laub mehr, so die Waldschutzbeauftragte. Die Fichte wiederum könne durch den starken Wassermangel nicht mehr ausreichend Harz bilden und werde so zu einem leichten Opfer für den Borkenkäfer. Im Normalfall erwehre sie sich des Schädlings, indem sie ihn mit der zähen, klebrigen Masse einschließe und so unschädlich mache. Fehle der Baumsaft jedoch, habe der Käfer leichtes Spiel. Das Ausmaß der Dürreschäden lässt sich vor allem bei den Buchen beziffern. Cristina Ganter zufolge wurden im vergangenen Jahr im Kreis Esslingen 1800 Festmeter Holz wegen Dürreschäden geschlagen. In diesem Jahr „waren es bis Ende August bereits 2300 Festmeter“.

 

Was bei einem Käferbefall unbedingt beachtet werden muss. Um eine starke Vermehrung des Borkenkäfers zu verhindern, muss laut Cristina Ganter schnell gehandelt werden. Zwei Möglichkeiten gebe es, um eine Ausbreitung einzudämmen. Zum einen könnten die befallende und gefällten Stämme rund einen Kilometer vom nächsten Fichtenbestand wegtransportiert werden. Diese Distanz könne der Schädling nicht überwinden. Zum anderen könne man den Käfer abtöten, indem man die von ihm heimgesuchten und nach der Entdeckung gefällten Bäume mit einer Maschine entrindet, wodurch der Käfer abgetötet werde. In Baden-Württemberg stünden allerdings nicht allzu viele der großen Maschinen zur Verfügung. Mitunter müssen bei sehr starkem Käferbefall größere Flächen gerodet und neu aufgeforstet werden. Was ist die Folge, wenn Käferholz nicht rechtzeitig aus dem Wald entfernt wird? Es greife bei der Vermehrung des Borkenkäfers der Faktor 20, sagt Cristina Ganter. Das bedeutet, dass aus einem befallenen Baum mit der nächsten, sich ausbreitenden Generation der Insekten 20 infizierte Bäume würden. Angesichts dieser exponentiellen Verbreitung sei eine genaue Begutachtung durch die Forstmitarbeiter angezeigt, so die Expertin.

Wie werden befallene Bäume für Waldarbeiter kenntlich gemacht? Vom Borkenkäfer befallene Bäume würden entweder durch einen aufgesprühten roten Diagonalstrich oder ein „K“ für Käferholz gekennzeichnet. Damit werde den Waldarbeiter signalisiert, welche Stämme sie fällen müssen. Wie widerstandsfähig sind Bäume? Grundsätzlich hielten Bäume viel aus, sagt Cristina Ganter. Ein trockener Sommer könne ihnen nichts anhaben. Doch lange hintereinander folgende Dürreperioden, wie sie im vergangenen und in diesem Jahr registriert wurden, schwäche die Gehölze und mache sie anfällig. Wie die Förster auf den Klimawandel reagieren. „Das Risiko streut man am besten mit gemischten Wäldern“, sagt Cristina Ganter. Das bedeutet, dass man bei Neupflanzungen darauf achte, jene Bäume zu setzen, die für die jeweilige Gegebenheit am besten geeignet seien. In den Wäldern des Kreises Esslingen beispielsweise gebe es am Albtrauf Untergründe aus Kalkverwitterungslehm, aber auch Tonböden. Darauf werde bei der Auswahl der Baumarten ebenso eingegangen wie auf die Ausrichtung der Fläche – etwa ob es sich um einen Nord- oder Südhang handelt. Beispielsweise halte die Eiche große Hitze aus, sie benötige nicht so viel Wasser, sagt Cristina Ganter. Allerdings sei schon vor Jahren damit begonnen worden, den Mischwald zu etablieren. Aufgrund des langsamen Wachstums von Bäumen „müssen wir dabei über Generationen hinweg vorausdenken“. Wie groß ist die Waldfläche im Landkreis Esslingen? Der Kreis Esslingen verfügt über rund 20 000 Hektar Wald. Davon sind 6500 Hektar im Besitz des Landes Baden-Württemberg, 10 500 Hektar in der Hand der Kommunen und der Rest in Privatbesitz. Was für Wetter wünscht sich die Waldschutzbeauftragte in den kommenden Monaten? „Es darf gerne viel regnen“, sagt Ganter. Im Winter würde sie sich über beständige Minustemperaturen freuen, damit der dadurch gefrierende Boden bei der bevorstehenden Holzernte durch die schweren Maschinen keinen Schaden nehme.