Die Gartenschau hat die Stadt verändert, nach innen und außen. Vieles bleibt erhalten. Und das neue Stadtviertel wächst.

Heilbronn - Die Tage werden immer kürzer und die Terminkalender der Heilbronner immer leerer. Mit dem Abschlussfest der Bundesgartenschau begannen nicht nur die Abräumarbeiten an den Blumenbeeten. Auch die mehr als 5000 Veranstaltungen in den 173 Buga-Tagen sind vorbei. Immerhin: Seit Freitag dürfen Sehnsüchtige wieder die Kranenstraße am neuen Neckarufer entlang schlendern und radeln. Zwei Wochen früher als geplant hat die Stadt diesen Bereich wieder frei gegeben. Der Abbau geht dafür noch eine ganze Weile weiter. Bis Mitte nächsten Jahres, das erwartet man im Rathaus, wird das große Aufräumen dauern.

 

Danach soll weitaus mehr bleiben von der Buga als die 20 Fußballfelder große neue innerstädtische Grünfläche, die neuen Seen, die das Stadtklima verbessern helfen, die sechs modernen Spiel- und Sportanlagen inmitten eines modernen Stadtquartiers, und eine lauschige Neckaruferpromenade für alle, wo zuvor ein Schrottplatz und eine viel befahrene Bundesstraße waren. Für den Baubürgermeister Wilfried Hajek (CDU)ist das nicht weniger als „das Wunder von Heilbronn“.

Die „Zeit“ gerät ins Schwärmen

Für den Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) ist es „eine historischen Situation“. Die Stadt habe die Chance, den Schwung zu nutzen, um sich weiter zu wandeln. Wirtschaftlich stark abhängig von den klassischen Zweigen – der Automobilbranche, den Zulieferern und dem Maschinenbau – „kommt uns die Entwicklung hin zur Hochschulstadt entgegen auf dem Weg, diese starke Abhängigkeit zu beenden“, sagt Mergel. Schon im nächsten Jahr sollen 10 000 Studenten in der 120 000 Einwohner zählenden Stadt eingeschrieben sein. Heilbronn will sich wirtschaftsstark, bildungsstark, aufgeschlossen und lebensfroh präsentieren, so ist es in der Stadtkonzeption festgeschrieben. „Vieles davon haben wir in diesem Jahr erlebt“, sagt Mergel.

Und gezeigt. „Im ewigen Wettstreit um den Titel der scheußlichsten aller scheußlichen deutschen Städte konnte Heilbronn sich lange die besten Chancen ausrechnen“, so begann im September ein durchaus schwärmerischer Artikel in der „Zeit“ über die Entwicklung der Stadt durch die Bundesgartenschau. Geradezu „kühn“ die politischen Entscheidungen, „unkonventionell“ und verheißungsvoll deren Umsetzung.

Der neue Stadtteil wächst

Heilbronn, ausgerechnet das vom Krieg so gezeichnete und verbaute Heilbronn, habe vorgemacht, dass „eine kleine Großstadt mehr zu bewegen vermag als manche träge Metropole“ – nämlich eine neue, moderne, menschliche Urbanität im Stadtteil Neckarbogen zu schaffen, heißt es in der Hamburger Wochenzeitung.

Der wird weiter wachsen. Bis zum Jahr 2026 werden bis zu 3500 Menschen im Neckarbogen leben und etwa tausend dort arbeiten. Die Sommerinsel, auf deren Rasenwellen während der Buga-Zeit andauernd und ausdauernd Kinder herumgerollt sind, wird eingeebnet. Auch das Inzwischenland, wo zur Buga unter anderem ein vorübergehender kleiner Wald angelegt worden war, macht Baugrundstücken Platz.

Die ganze Gesellschaft soll Platz finden

Schon die ersten 23 Bauten des bestehenden Stadtquartiers waren nach strengen Vorschriften der Bauverwaltung errichtet worden. In mehr als 50 Planungsrunden waren die Vorstellungen der einzelnen Baugruppen wieder und wieder diskutiert worden. Auch die Investoren für das übrige Gelände bekommen Vorgaben und müssen sich einem Qualitätswettbewerb stellen.

Das Ziel: „Wir wollen, dass alle Teile der Gesellschaft im Neckarbogen wohnen“, sagt Mergel. Eine entsprechende Quote für geförderten Wohnraum muss der Gemeinderat aber erst noch festlegen. Geparkt wird auch künftig ausschließlich in Parkhäusern. Drei sind geplant, sie sollen auch für Besucher Platz bieten.

Das Quartier bekommt eine Schule

Der Fruchtschuppen, der einst der Bahn gehörte, wird abgerissen. Dort soll eine Schule entstehen. Daran angrenzend ist ein Platz geplant, der zusätzlich Aufenthaltsfläche schaffen soll für die Bewohner des Quartiers. Auch die für die Buga geplante Brücke über die Bahngleise, die eine direkte Verbindung zwischen Bahnhof und neuem Stadtquartier schaffen würde, möchte die Stadt nun doch noch realisieren. Auf den Bau des Steg war aus Kosten- und Zeitgründen vor der Buga verzichtet worden; Bahnreisende wurden mit Shuttlebussen zum Gelände gebracht.

Endgültig am Ziel ist wohl die ehemalige Haßmersheimer Fähre. Bis vor fünf Jahren verband sie den kleinen Ort mit dem Bahnhof jenseits des Neckars. Während der Buga wurde sie als Fährlesbühne zum Schauplatz von Lesungen oder Konzerten. Damit hat sie ihre neue Bestimmung gefunden. Die Fährlesbühne bleibt, das hat der Oberbürgermeister Harry Mergel schon versprochen.