Achtung: Unsere Brüder und Schwestern aus Baden fühlen sich ungerecht behandelt. Das sollte sich rasch ändern. Womöglich hilft eine Idee von Verkehrsminister Hermann, spöttelt Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Manche Nachrichten sind so wichtig, dass man sie gar nicht oft genug verbreiten kann. Dass Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nun Wissenschaftler, Manager und andere Spezialisten dazu aufruft, neue Ideen für saubere Luft in Städten zu entwickeln, müssen wir wegen der enormen Bedeutung des Themas noch einmal ins Programm nehmen. Alsdann: Da das Ministerium wegen einschlägiger Urteile nur auf Fahrverbote für ältere Diesel verzichten kann, „wenn uns wirksame Alternativen zur Verfügung stehen und wir damit schnellstmöglich die Luftqualitätsgrenzwerte einhalten“, sollten die Tüftler des Landes ihre Ideen zur Lösung des Problems beim Ministerium einreichen. Einsendeschluss: 14. Oktober.Aus journalistischer Sorgfaltspflicht wollen wir allerdings darauf hinweisen, dass Mooswände und Feinstaubkleber in Stuttgart bereits als untauglich eingestuft wurden. Auch pauschale Vorschläge wie die generelle Reduktion des Straßenverkehrs um zwanzig Prozent sollten tunlichst vermieden werden: Sie wurden vom Stuttgarter Verwaltungsgericht wegen Nichteinhaltens mit einem Zwangsgeld von 10 000 Euro belegt. Nur das Nassputzen der Straße hat einen gewissen Effekt erzielt, wobei noch geklärt werden muss, was größer ist: die Zahl der solcherart eingesammelten Schadstoffteilchen oder die Abgasmenge der Kehrmaschine.

 

Manno, was haben wir nur mit den armen Badenern gemacht?

Sicher aber ist, dass Hermann seinen Ideenwettbewerb landesweit ausgeschrieben hat. Es dürfen sogar Badener mitmachen. Das ist insofern erstaunlich, da der Chef der Landesvereinigung Baden in Europa, Robert Mürb, erst in dieser Woche anlässlich der Feier zum 200. Geburtstag der ersten badischen Verfassung mit voller Dröhnung die Gleichbehandlung beider Landesteile fordern musste. Es müsse überall im Bindestrichland gleichwertige Lebensverhältnisse, Infrastrukturen und Arbeitsverhältnisse geben. „Da wollen wir hin und lassen nicht zu, dass wir benachteiligt werden“, sagte Mürb der Deutschen Presse-Agentur.

Aus seiner Sicht habe Württemberg viel stärker von der Hochzeit der beiden Staaten anno 1952 profitiert als Baden. Das zeige sich zum Beispiel bei den „ganzen Werbekampagnen, die gemacht wurden“. Dabei sei „der Eindruck entstanden, als ob Württemberg in allen Bereichen sehr viel besser und sehr viel größer ist“. Das sei auch im Haus der Geschichte zu sehen. Dort sei Baden völlig unterrepräsentiert, schimpfte Mürb. Oder im Straßenverkehr. Obwohl 46 Prozent des Landes badisch seien, erhält das Großherzogtum seiner Rechnung nach lediglich 30 Prozent der Landesmittel. Der Rest bleibt im Königreich. Das sei ganz arg ungerecht, findet Mürb.

Wie wär’s mit der flächendeckenden Tieferlegung eurer Bahnhöfe?

Liebe Badener, das Problem lässt sich lösen. Zunächst empfehlen wir Schwaben die flächendeckende Tieferlegung eurer Bahnhöfe. Das mindert nicht nur den Lärm, sondern schafft oberirdische Flächen, die entweder zu blühenden Landschaften werden oder dem geforderten Bau von Straßen dienen können. Einschlägige Experten zur Planung solcher Projekte unter besonderer Berücksichtigung der Einhaltung von Zeit- und Finanzierungsplänen haben wir an der Hand. Ebenso können wir mit Baggern und Radladern aushelfen; wir haben eh ein paar Baustellen übrig. Und schließlich können wir Gebrauchtasphalt in beliebiger Menge liefern. Wir würden dazu die Straßen rund ums Neckartor und an der Kulturmeile in Feldwege verwandeln. Das so gewonnene Material wäre in Baden im Zuge eines Upcycling-Projekts zu verbauen, während wir auf die Art unsere Nasen nicht mehr mit Stickoxiden belasten müssten, sondern frische Landluft schnuppern und direkt von der Oper zur Staatsgalerie laufen könnten.

Diese Ideen werden wir übrigens bis zum 14. Oktober beim Verkehrsministerium einreichen. Nur damit Sie wissen, wer Ihre Konkurrenz bei Winfried Hermanns Luftschlosswettbewerb ist.