Arne Nachtigahl, Projekt-Direktor beim Leo-Center-Betreiber ECE, versichert, dass das Warenhaus durchaus noch eine Berechtigung habe – vor allem als Ankermieter.

Er kam direkt aus Argentinien nach Leonberg angereist. Arne Nachtigahl, von Haus aus Architekt und Projekt-Direktor bei der Hamburger Unternehmensgruppe ECE, die das Leo-Centers betreibt, hatte die Einladung von Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn zur lokalen Perspektivenwerkstatt gerne angenommen.

 

Vertreterinnen und Vertreter des Leonberger Handels und Gewerbes hatten sich zwei Tage lang gemeinsam mit Stadtplanungsbüros und den Verantwortlichen der Stadt Gedanken gemacht und Ideen gesammelt, wie die Zentren von Leonberg künftig besser vernetzt und wieder mehr belebt werden könnten. Mit Spannung hatten sie daher auch den Besuch von Nachtigahl erwartet – und ob er Neuigkeiten zum Thema Karstadt mitbringen würde. Der Warenhauskonzern Galeria Kaufhof Karstadt hatte in der vergangenen Woche die Hiobsbotschaft verkündet, insgesamt 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser in Deutschland zu schließen. Darunter auch den Standort Leonberg zum 31. Januar 2024. In der Zwischenzeit ist der Essener Konzern etwas zurückgerudert. Dank weiterer Zugeständnisse der Vermieter können die Warenhäuser in Bayreuth, Erlangen, Oldenburg, Rostock und Leipzig offensichtlich erhalten werden. „Wir wissen, dass Karstadt als Ankermieter für das Leo-Center von großer Bedeutung ist und dass das Warenhaus eine funktionale Berechtigung hat und auch als Konzept noch gefragt ist. Wenn es weg ist, fehlen Angebote, denn die Vielfalt des Sortiments ist sehr groß“, sagte Arne Nachtigahl am Dienstagabend in der Leonberger Stadthalle.

Die Menschen in Leonberg und in der Region hätten eine Bindung zu dem Unternehmen Karstadt, das nunmehr seit 50 Jahren in der Stadt ist – genauso lange wie das Leo-Center auch. Wie und ob es weitergeht, konnte der ECE-Projekt-Direktor nicht sagen. Er versicherte aber, dass im Hintergrund Gespräche geführt würden. Nachtigahl selbst könnte sich auch vorstellen, die Fläche des Warenhauses zu verkleinern und beispielsweise das obere Stockwerk anderweitig zu bespielen. „Die Entscheidung, wie es mit Karstadt Leonberg weitergeht, liegt aber bei Galeria, man muss schauen, was möglich und notwendig ist.“ Fakt sei, dass ECE bereits in der Vergangenheit Zugeständnisse gemacht habe. „Wir sind schon bei einer sehr niedrigen Miete.“

Shoppen als Freizeiterlebnis

Arne Nachtigahl ist überzeugt davon, dass Shopping-Malls nach wie vor eine Zukunft hätten. „Ein vorzeitiger Abgesang ist nicht angesagt, man muss sie aber neu konfigurieren und das Shoppen als Freizeiterlebnis im Auge behalten, Ideen sind in den einzelnen Centern individuell zu entwickeln.“

Viele Ideen haben an den beiden Tagen der Perspektivwerkstatt auch die Leonberger Gewerbe- und Handeltreibende entwickelt. Unter anderem könnten sie sich eine Öffnung des Centers zum Stadtpark hin, inklusive einer Außengastronomie, gut vorstellen. Die Vertreter von Industrie und Handwerk wünschen sich einen kostenlose Bus-Ring-Verkehr durch die Stadt, wie er beim Pferdemarkt angeboten wird.

Äußerste Priorität solle die Umgestaltung des Neuköllner Platzes haben. „Durch Bosch werden viele Menschen zu uns nach Leonberg kommen, deshalb müssen wir dringend handeln“, sagte Joachim Heller, der Vorsitzender der Werbegemeinschaft Faszination Altstadt, der sich regen Austausch mit der Politik wünscht.