Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)
 

Angela Merkel hat die mit ihren Händen geformte Raute in der Bildsprache zu einem ikonografischen Motiv gemacht. Mit der Raute im Netz, dem Hashtag, hat sie dagegen so ihre Probleme. Das Netz war für sie lange Neuland, dafür gilt die Kanzlerin wenigstens als SMS-Profi. Welche Emoticons sie wohl verschickt, wenn sie Horst Seehofer eine iMessage schickt? Den speienden Smiley?

Im Netz ist Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik zum sprachlichen Hassobjekt von rechts geworden. Wutbürger geben ihr, überspitzt gesagt, die Schuld an allem. Die Facebook-Seite „Danke Merkel“, ins Leben gerufen von einem 22-jährigen Lehramtsstudenten aus Würzburg, nimmt „besorgte Bürger und wütende Pegida-Anhänger mit Rechtschreibschwäche aufs Korn“, wie der „Spiegel“-Ableger bento.de schreibt.

Der Hashtag #dankemerkel hat sich im Netz inzwischen verselbstständigt. Ob bei Twitter oder eben bei Facebook: viele Nutzer versehen ihre Tweets oder Posts mit einem #dankemerkel, wenn sie sich ironisch über den Wintereinbruch, über Boatengs Handspiel bei der EM 2016 oder über Feinstaub in Stuttgart beklagen. Ein Nutzer im Netz prognostiziert: In zehn Jahren wird ,Danke Merkel’ eine geläufige Redewendung sein, wenn man ironisch gemeint jemandem anderem die Schuld für etwas geben will.“

Oft hilft da nur noch Humor: Die Website Buzz-Feed wurde von Donald Trump dieser Tage „ein scheiternder Haufen Müll“ genannt. Im Online-Shop der Seite ist der dazu passende Buzz-Feed-Mülleimer bereits ausverkauft.

Wie ein semitalentierter Rapper die Netz-Sprache beeinflusst

In künstlerischer Hinsicht ist der Wiener Rapper Money Boy, der sich seit Kurzem Why SL Know Plug nennt, egaler als egal. Sebastian Meisinger, wie der semitalentierte Musiker bürgerlich heißt, wird aber als Erfinder einer sprachlichen Verknappungsstrategie gefeiert, die bei Twitter ihren Anfang nahm. Weil man bei dem Kurznachrichtendienst auf 140 Zeichen begrenzt ist, begann Meisinger, das Pronomen eins durch die Ziffer 1 zu ersetzen. Der Trend gipfelte im Satz „Was ist das nur für 1 Life“, der es in den Sprachgebrauch geschafft hat. Permanent ironische Millennials kommentieren damit bemerkenswerte Situationen.

Ein weiterer Internet-Trend ist das Benutzen des Halbsatzes „von... her“: „Was ist das nur für 1 toller Künstler von Musik her“, ist eine fragwürdige Art, sich auszudrücken. Mittlerweile wird dieser Syntax-Unfall sogar meist „vong... her“ geschrieben. Diese sprachliche Idee ist laut jetzt.de Sebastian Zawrel zuzuschreiben. Der Erfinder der Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, die den Trend zum grammatikalisch fragwürdigen Kalenderspruch mit Katzenbild persifliert, hat zur Verbreitung dieser Stümmelsprache maßgeblich beigetragen. Klingt schlimm, es geht aber noch schlimmer: Die Sparkassen-Gruppe hat im vergangenen Jahr mit dem Satz „Wenn man 1 gute Bank hat vong Vorsorge her“ geworben.

Boris Palmer: Facebook darf unseren Sprachgebrauch nicht reglementieren

Während bei der Sparkassengruppe also scheinbar pfiffige junge Menschen in der Social-Media-Abteilung arbeiten, zeigt ein Politiker in Baden-Württemberg, wie man im Internet auch mit sprachlicher Korrektheit punkten kann. Fast könnte man meinen, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) regiere seine Alnatura-Metropole via Facebook. Mehr als 20 000 Menschen haben ihn in diesem Netzwerk abonniert. Ob es nur an seinem Facebook-Output liegt, dass er überregional viel stärker wahrgenommen wird als der grüne OB des deutlich größeren Stuttgart, Fritz Kuhn? Der hatte zwar eine Professur für sprachliche Kommunikation an der Merz-Akademie inne, setzt seine Sprache aber nur zur Fehlervermeidung ein.

Facebook selbst wird vorgeworfen, es reagiere auf Hasskommentare nicht ausreichend. Im Dezember wurde Boris Palmer in Mark Zuckerbergs Netzwerk aber für 24 Stunden gesperrt. Der Auslöser: Er hatte den Satz „Was wurde aus dem Mohrenkopf?“ gepostet. Sein Kommentar, als er wieder online sein durfte: „Wenn Facebook unseren Sprachgebrauch durch Sperren reglementiert, ist das der Anfang einer Zensur durch eine nicht erreichbare private Behörde.“

#dankemerkel: in zehn Jahren eine geläufige Redewendung?

Angela Merkel hat die mit ihren Händen geformte Raute in der Bildsprache zu einem ikonografischen Motiv gemacht. Mit der Raute im Netz, dem Hashtag, hat sie dagegen so ihre Probleme. Das Netz war für sie lange Neuland, dafür gilt die Kanzlerin wenigstens als SMS-Profi. Welche Emoticons sie wohl verschickt, wenn sie Horst Seehofer eine iMessage schickt? Den speienden Smiley?

Im Netz ist Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik zum sprachlichen Hassobjekt von rechts geworden. Wutbürger geben ihr, überspitzt gesagt, die Schuld an allem. Die Facebook-Seite „Danke Merkel“, ins Leben gerufen von einem 22-jährigen Lehramtsstudenten aus Würzburg, nimmt „besorgte Bürger und wütende Pegida-Anhänger mit Rechtschreibschwäche aufs Korn“, wie der „Spiegel“-Ableger bento.de schreibt.

Der Hashtag #dankemerkel hat sich im Netz inzwischen verselbstständigt. Ob bei Twitter oder eben bei Facebook: viele Nutzer versehen ihre Tweets oder Posts mit einem #dankemerkel, wenn sie sich ironisch über den Wintereinbruch, über Boatengs Handspiel bei der EM 2016 oder über Feinstaub in Stuttgart beklagen. Ein Nutzer im Netz prognostiziert: In zehn Jahren wird ,Danke Merkel’ eine geläufige Redewendung sein, wenn man ironisch gemeint jemandem anderem die Schuld für etwas geben will.“