Welche Höhen und Tiefen gibt es im Stuttgarter Norden zu verzeichnen? Bezirksvorsteherin Sabine Mezger blickt im Interview auf das vergangene Jahr zurück.

Frau Mezger, war 2018 für Sie ein gutes oder ein schlechtes Jahr?

 

Weder noch. Es war ein herausforderndes Jahr. Viele Themen auf der Tagesordnung waren sehr komplex und vielschichtig und dementsprechend zeitintensiv.

Was hat Sie und den Beirat am meisten beschäftigt?

Die neue Verkehrsplanung an der Doggenburg war ein Riesenthema. Das Hauptanliegen war, dass die Fußgänger und vor allem die Schulkinder sicher über die Straße kommen und der Verkehr auf der Straße trotzdem in Fluss bleibt. Außerdem sollen die Umbaumaßnahmen nicht auf Kosten des Stadtbilds gehen. Es gab vier runde Tische mit dem Tiefbauamt und anderen Ämtern. Auch Vorschläge der Beiräte wurden bei der Planung aufgegriffen. Mit dem Ergebnis, dass es dort eine Lösung gibt, die mehr Sicherheit für die Fußgänger bringt.

Würden Sie gern in der Containercity bei der Wagenhalle in die Oper gehen?

Ich favorisiere als Standort für die Interimsoper klar das Paketpostamt, das ebenfalls im Stadtbezirk Nord liegt. Die Wagenhalle und der Stadtacker sind tolle Projekte. Und die Containercity der Künstler hat nicht zufällig einen Städtebaupreis erhalten. Mit der Interimsoper auf diesem Gelände würden Tatsachen geschaffen, die der dortigen Entwicklung eine völlig andere Richtung geben würden. Auf dem Areal ist etwas Außergewöhnliches entstanden, und es wäre schade, wenn man das aufs Spiel setzen würde.

Die CDU im Gemeinderat hat dem vom DRK geplanten Abriss des Seniorenzentrums Haus am Killesberg nichts entgegengesetzt. Sie hatten eine deutlich andere Meinung als Ihre Parteifreunde. Warum?

Ich habe mich an die Sachlage gehalten. Nachdem das Haus 2002 für 13 Millionen Euro saniert worden ist, fand ich einen Abriss nicht gerechtfertigt. Jetzt wird zwar abgerissen. Aber damit kann ich leben, weil die Heimbewohner nicht umziehen müssen, sondern in ihrer Umgebung bleiben können. Und weil Paare nicht auseinandergerissen werden, wenn einer von beiden in stationärer Pflege ist. Das war auch der Wunsch des Heimbeirats. Außerdem ist es ökologischer, Wohnungen auf versiegelter Fläche zu bauen statt auf der Wiese. Das Mehr an Verkehr wird uns natürlich beschäftigen und ist ein großes Problem. Insofern verstehe ich, dass die Nachbarn das Projekt ablehnen.

Bei allen Wettbewerben für Baumaßnahmen in Nord sitzen Sie ohne Stimmrecht im Gremium. Finden Sie das in Ordnung?

Nein. Ich möchte nicht nur meine Meinung sagen, sondern bei der Abstimmung über einen Entwurf auch meinen Finger heben können. Immerhin geht es um Projekte, die den Norden entscheidend prägen werden. Und die daraus folgenden Konsequenzen landen auch im Bezirksbeirat.

Ihr Bezirksbeirat kritisiert oft, dass er nicht über Pläne der Stadtverwaltung informiert wird. Jüngstes Beispiel ist der Vorstoß von Porsche, auf dem Pragsattel einen 90 Meter Turm zu errichten. Ist die Kritik berechtigt?

Teilweise hat der Bezirksbeirat Recht. Zum Beispiel was die Baumfällungen und den Treppenbau am Erbenolweg betrifft. Da hat es das Tiefbauamt versäumt, den Bezirksbeirat zu informieren. Beim Bau des Porsche-Towers mussten wir nicht informiert werden. Der Bebauungsplan lässt das zu, und der Turm wird in Feuerbach gebaut. Aber es wäre schön, wenn wir von solchen Plänen vorab wüssten. Dadurch würde sich der Beirat mitgenommen fühlen – auch wenn es nichts zu entscheiden gibt.

Was halten Sie vom Porsche-Tower an der Grenze zu Stuttgart-Nord?

Ich frag’ mich, ob ein 90 Meter Hochhaus sein muss und nicht einer Entlüftung der Innenstadt im Weg steht und ob ein weiteres Hotel an dieser Stelle sinnvoll ist. Gespräche über das Thema Parkplätze muss es mit allen Beteiligten geben – auch mit mir als Bezirksvorsteherin in Nord. Denn das Problem wird zu uns rüber schwappen.

Wie beurteilen sie die Zusammenarbeit mit den Ämtern der Stadt?

Ich persönlich finde, dass es ist wenig Sand im Getriebe gibt. Habe ich im Tagesgeschäft Fragen, dann bekomm’ ich die Antworten, sofern sich’s machen lässt, schnell. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Gremium ausgebremst wird.

Haben Sie nach der Gemeinderatswahl im Mai wieder Lust auf Ihren Posten ?

Ganz klar, ja! Das Amt der Bezirksvorsteherin ist auf mich wie zugeschnitten. Man kann in kleinen Schritten einiges bewegen, und mir sind auch kleine, kaum wahrnehmbare Dinge wie das Aufstellen eines Bänkles beim Kiosk in der Helfferichstraße wichtig oder die Veschönerung eines Spielplatzes. Das nehmen die Menschen wahr, darüber freuen sie sich, und das bringt ein Stück mehr Lebensqualität in den Bezirk.

Was wünschen Sie sich für 2019?

Dass die Zusammenarbeit mit Bezirksbeirat und Gemeinderat weiterhin gut und vertrauensvoll ist, dass der Austausch mit den Bürgern nicht abreißt und die den Beirat stärker als ihre Interessenvertretung wahrnehmen. Im Großen wie im Kleinen

Und Ihre guten Vorsätze?

Ich will weiterhin für die Menschen im Norden präsent sein und meine Aufgaben gut, engagiert und integer erfüllen.