Wie belastend Hilfe aber auch sein kann, wenn sie nicht auf Dauer angelegt ist, erzählt Elison Lexius. Der 45-Jährige mit den traurigen Augen lebt in Port-au-Prince, er ist einer der Auserwählten, die mit Frau und drei Kindern umgesiedelt wurden. Elison Lexius verließ im September eines der größten Camps in der Hauptstadt, 60 000 Menschen unter Planen, einst ein Golfplatz in Pétionville, eine Stadt in der Stadt. Er packte seine Habe in Tüten und zog in ein gemauertes Haus. Die Chance ist für den arbeitslosen Maurer eine Last. Es gibt keinen Tag, an dem er sich nicht ins Zelt zurückwünscht. „Wir hatten dort zwei schöne Zimmer“, sagt er und fängt dabei ein Moskito mit der rechten Hand, „außerdem blieb uns eines erspart: die Miete.“ Lexius drückt zu, er lässt die zerquetschte Mücke fallen.
Seine Angst, wieder rausgeworfen zu werden mit den Kindern, wie früher, lässt ihn den Komfort nicht schätzen: die Privatheit, die paar Quadratmeter mehr Platz. Den schmalen Streifen vor der Tür, wo sie in Blechdosen Blumen ziehen und seine Kinder auf Steinen sitzend französische Grammatik lernen. Konjugationstabellen hoch und runter. Das Plumpsklo, das sie sich nur noch mit den direkten Nachbarn teilen müssen. Die Miete für ein Jahr ist bezahlt, 500 US-Dollar – die haben sie von der Hilfsorganisation des Schauspielers Sean Penn erhalten, der J/P Haitian Relief Organisation – und sechs Wochen später noch mal 110 Dollar Startgeld. Die gingen fürs Schulgeld und Lebensmittel drauf.
Marie-Jolane Tibroueille und ihre Kinder Abigaille und Nathanael sind umgezogen. J/P Haitian Relief Organisation