Nicht nur sein Haus und sein Bürogebäude haben das Beben unbeschadet überstanden. Besonders stolz ist er auf das Dutzend Schulen, das er während der vergangenen Jahre baute: „Sie stehen alle noch und dienen jetzt mit Ausnahme von zwei Gebäuden, in den es Risse gibt, als Notunterkünfte.“ Mit seinen Schulen, alle streng nach den guten alten Newari-Regeln errichtet, blamierte er die Behörden des Landes. In ganz Nepal verwandelten sich während der beiden Beben 16 000 vom Staat errichtete Schulgebäude in Trümmerhaufen. Rund 200 000 Schüler, so Schätzungen, müssen deshalb während des Monsuns der kommenden Monaten in Notunterkünften unterrichtet werden.

 

„Unser Ziel war, in jedem der 75 Distrikte des Landes eine Modellschule zu bauen“, erzählt Puri. Es waren schwierige Jahre als Missionar in Sachen Newari-Architektur. Wie Don Quijote kämpfte er gegen die Windmühlenflügel der Bürokratie und der Zementlobby. Zu seinem Glück musste Puri während der vergangenen Jahre nicht alleine die Schlacht für fast erdbebensichere Schulgebäude ziehen. Der Verein Schulen für Nepal, zu einem erheblichen Teil von dem Rechtsanwalt Hans Joachim Schneider aus dem Berliner Stadtteil Charlottenburg gesponsert, steuerte die Mittel für den Bau der Schulen bei, die plötzlich als Zukunftsmodelle gelten. „Ich hoffe“, sagt Puri, „in Zukunft wird es einfacher sein, die Behörden zu überzeugen.“

Pure Vernunft wird in Nepal nicht siegen

Puri weiß allerdings genau, dass trotz vieler Todesopfer beim Erdbeben beim Bauen in Nepal Vernunft allein kaum etwas zählt. Vor zehn Jahren noch war es billiger, sein Haus für etwa 15 000 Euro zu renovieren, als ein neues Gebäude zu errichten. Vor zwei Jahren machte dann die Aluminiumindustrie des Landes so lange mobil, bis die Holzpreise angehoben wurden. Jetzt kosten Renovierung alter Häuser und Neubauten das gleiche – und nepalesisches Holz ist in Indien billiger als in Nepal selbst. In den Wochen nach der der Katastrophe denken Nepals Politiker vor allem an ihre Geschäftsfreunde. Kathmandu befahl Hilfsorganisationen in der vergangenen Woche, Wellblech statt Zeltplanen an obdachlose Erdbebenopfer zu verteilen. Es gibt zwar gegenwärtig nicht genug auf dem Markt. Aber die Hauptsache ist, dass die Aluminiumindustrie mit ihrer Wellblechproduktion an der Erdbebenhilfe verdient.