Wiederbelebte Kneipe in Leonberg Ein neues Kapitel für die Alte Amtei
Der denkmalgeschützte Altstadtkeller im Herzen Leonbergs öffnet nach einem halben Jahr Leerstand wieder seine Pforten – mit neuem Konzept und neuem Pächter.
Der denkmalgeschützte Altstadtkeller im Herzen Leonbergs öffnet nach einem halben Jahr Leerstand wieder seine Pforten – mit neuem Konzept und neuem Pächter.
Als man in Leonberg von Orten wie Amerika oder Australien noch nie gehört hatte, kannte man bereits das Haus in der heutigen Oberamteistraße 9. Nun beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Alten Amtei. Der denkmalgeschützte Altstadtkeller im Herzen Leonbergs öffnet nach einem halben Jahr Leerstand wieder seine Pforten, mit neuem Konzept und neuem Pächter.
Ludwig Essig zeigt am Donnerstagabend erstmals, worauf sich Leonberg in Zukunft freuen kann. Montags und donnerstags wird künftig zum entspannten After-Work geladen, freitags und samstags darf ausgelassener gefeiert werden, sonntags gibt es Frühschoppen mit Weißwurst und Blasmusik. Eine Mischung, die jede Zielgruppe ansprechen soll. Die Idee kam spontan auf dem Leonberger Pferdemarkt im Februar. „Ich habe mich kurzerhand entschlossen, diesen Keller wiederzubeleben“, sagt der neue Gastwirt. Vor einem Kreis aus Freunden und Familie sowie anderen Leonberger Gastronomen und Stadtvertretern erzählt er von Zeit, Leidenschaft und Herzblut, die in den letzten zwei Monaten in das Projekt geflossen seien. Kurz nach dem Pferdemarkt war der Pachtvertrag unterschrieben und die Renovierungsarbeiten begannen, nun erstrahlt der Keller in rundum neuem Glanz.
Ludwig Essig dankt allen Unterstützern, Familie und Freundeskreis und schreitet dann zum Höhepunkt, dem Fassanstich. Dafür schickt Stuttgarter Hofbräu hohen Besuch. Die württembergische Bierkönigin Deborah Leutner unterstützt den Wirt bei seinem, wie er verrät, ersten Anstich. Bereits der erste Schlag sitzt, das Bier fließt. Doch ein Missverständnis zwischen Wirt und Königin lässt den Bierkrug entzweigehen. Immerhin, Scherben bringen Glück. Die Bierkönigin lobt den Neugastronomen trotz des Missgeschicks für seinen Anstich und sein neues Konzept. „Es ist schön, hier im Umkreis Kneipen zu haben, die wiederbelebt werden“, freut sich Leutner, die sich auch einen weiteren Besuch vorstellen kann. „Es ist urig, gemütlich, man merkt, dass hier Liebe hineingesteckt wurde“, resümiert die Bierkönigin.
Nicht nur sie ist begeistert, auch andere Gäste sind angetan. Der 22-jährige Lenny aus Rutesheim lobt die Atmosphäre, es gäbe nun mehr Platz als früher. Die 54-jährige Barbara aus Heimsheim war bereits vor 30 Jahren hier zu Gast und fühlt sich in jene Zeit zurückgeholt, Essig habe den alten Stil gut erhalten. Neben den Gästen freut sich auch Verpächter Stefan Weiss über die Neueröffnung, ist von dem „generationenübergreifenden Konzept“ überzeugt. Besonders das After-Work und der Frühschoppen gefallen ihm. „Ich weiß nicht, ob es irgendwo in Leonberg Weißwurstfrühstück mit Blasmusik gibt“, sagt Weiss.
Nachdem die Pächter der Alten Amtei zuletzt oft gewechselt hatten, sei er nun froh, mit Essig einen mit vernünftigem Konzept gefunden zu haben. Dieser sieht sich durch die positiven Rückmeldungen bestärkt. „Es soll ein gemütlicher Keller für alle sein“, erklärt er und ergänzt: „Es war mir wichtig, den Keller aufzuwerten.“ Dazu gehört neben den Renovierungen auch die Auswahl der angebotenen Produkte, Ludwig Essig setzt auf Qualität aus der Region. Neben Stuttgarter Hofbräu und Kessler Sekt als Premium-Marken kooperiert die Alte Amtei mit der Schnapsbrennerei Brand Number 17 aus Perouse, auch die Weine kommen von regionalen Partnern. Die Weißwürste werden von der Leonberger Metzgerei Ruff bezogen. Essig denkt auch über Sonderveranstaltungen zur Weihnachtszeit oder zum Pferdemarkt nach. Für ihn sind es die ersten Schritte als Gastronom, entmutigen lassen will er sich davon keinesfalls. „Ich bin schon immer sehr umtriebig gewesen, habe schon immer auch für mein Alter unkonventionelle Sachen gemacht“, verrät der 23-Jährige, der mit seinem Konzept die Leonberger Altstadt bereichern will.
Durch diverse Vereinsaktivitäten habe er schon früh erste Einblicke in die Gastronomie sammeln können, mit denen er sich gut gewappnet für die neue Mission fühlt. Er stellt jedoch klar: „Es ist definitiv Leidenschaft, aber es ist kein Hobby.“ Die Alte Amtei soll langfristig ein berufliches Standbein werden und die hohen Kosten, die in die Aufbereitung des Kellers geflossen sind, wieder einspielen. Daran will Essig als Eigentümer aktiv mitwirken. „Ich werde fast jeden Abend vor Ort sein, mich mit den Leuten unterhalten, nach dem Rechten schauen, auch mal das eine oder andere Bier zapfen“, kündigt er an. Unterstützt wird er von Benjamin Schulz. Er ist Essigs erster Mitarbeiter und war schnell begeistert. „Hier kann ich glücklich werden“, lautet seine Einschätzung. Solche, die das auch werden wollen, können sich bei der Alten Amtei als Servicekräfte in Teilzeit oder Minijob bewerben, sagt Essig. Gemeinsam mit seinem neuen Team will er dafür sorgen, dass Leonberg seine Alte Amtei wieder so zu schätzen lernt, wie es ihrer langen Geschichte würdig ist.