Im Innern des Museums Storchen gibt es nach dessen Umbau viel Neues zu entdecken. Die Dauerausstellung ist völlig neu konzipiert und um einiges erweitert worden.

Göppingen - Die letzten Vitrinen sind erst Anfang der Woche geliefert worden, die neuen Medienstationen werden noch aufgebaut. Bis zur festlichen Neueröffnung des Stadtmuseums am Freitagabend haben alle Beteiligten im Storchen noch viel zu tun. „Wir werden fertig“, sagt der Leiter Karl-Heinz Rueß trotz des ihn umgebenden Chaos gelassen. Immerhin hat er drei Jahre Umbauzeit hinter sich, und mindestens ebenso lange wurde an der neuen inhaltlichen Konzeption des Museums gefeilt.

 

Barrierefrei bis in den dritten Stock

Vor drei Jahren war der Storchen endgültig geschlossen worden. Wegen verschärfter Brandschutzauflagen hatten schon zuvor die oberen Stockwerke nur bedingt genutzt werden können. Seither hat sich viel getan. Ein modernes, rundumverglastes Treppenhaus ist eingebaut worden und in der Mitte ein Aufzug, über den immerhin die drei Obergeschosse barrierefrei erschlossen sind. Doch mit dem Eingriff in die Bausubstanz haben Rueß und sein Team auch die Chance ergriffen, die Dauerausstellung komplett neu zu konzipieren.

Die Struktur ist klar. Das erste Obergeschoss ist künftig allein den wechselnden Sonderausstellungen vorbehalten. Insgesamt werden die Themen luftiger und pointierter präsentiert als im zuvor zuweilen überladen wirkenden Stadtmuseum. Zu Beginn eröffnet der Storchen seinen Besuchern den Einblick in die lokale Historie noch chronologisch. Im Eingangsbereich finden sich die Hinweise auf die frühe Siedlungsgeschichte. Eine Vitrine ist dabei den Funden aus dem eigenen Haus gewidmet. Beim Einbau des neuen Aufzugs waren im Boden Scherben und sogar eine Dolchklinge aufgetaucht, die zeigen, dass bereits im Frühmittelalter an Stelle des knapp 500 Jahre alten Storchen, des ehemaligen Liebenstein’schen Stadtschlösschens, ein Gebäude stand. Davon zeugt auch ein nicht unterkellertes Gewölbe im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Baus. Dort soll einmal ein Turm der Stadtbefestigung oder ein Wohnturm gestanden haben. Dieser Raum ist erstmals für Besucher zugänglich. Vor dem Umbau war dort die Abstellkammer des Museums.

Mit dem Tablet durch die Ausstellung

Wie geschickt mit neuen Präsentationsmöglichkeiten in der neuen Dauerausstellung umgegangen wird, zeigt sich ebenfalls schon im Eingangsbereich. Schattenspiele gibt es dort ebenso wie modernste Technik. Das Filstalpanorama, die älteste Ansicht des Filstals, ist dort aufgebaut. Man kann mit einem Tablet-Computer an dem meterlangen Schaukasten entlangfahren. Zu verschiedenen Stationen bietet der Computer dann Hintergrundinformationen an oder zeigt die den historischen Ansichten entsprechenden aktuellen Aufnahmen.

Zu anderen Themen laden Hörstationen, Videos oder – vor allem die Kinder – viele interessante Mitmachstationen zu Entdeckungstouren ein und bieten weiterführenden Informationen.

Schwerpunkte setzen die Museumsmacher bei der Industriegeschichte. Auch dem Stadtbrand ist ein Raum gewidmet, ebenso der Nachkriegszeit, der Göppinger Kochkultur oder dem Handwerk wie der Göppinger Glasperlenstickerei und natürlich dem Spielzeug aller Art. Immer stehen auch einzelne prägende Persönlichkeiten im Mittelpunkt wie Caroline Märklin, die die Firma nach dem Tod ihres Mannes so lange führte, bis ihre Söhne sie übernehmen konnten.

Nachgefragt mit Karl-Heinz Rueß

Drei Jahre heimatlos – nun ist der Leiter der Museen, Karl-Heinz Rueß, gespannt auf die Reaktionen der Besucher.
Herr Rueß, kommt so kurz vor der Eröffnung auch Nervosität auf?
Man weiß natürlich nie, wie das neue Konzept ankommt. Wir haben es aber schon öfters präsentiert und immer nur positive Rückmeldungen bekommen.
Wie schmerzhaft war es denn, drei Jahre auf das Stadtmuseum zu verzichten
Ich habe das Haus schon vermisst. Erst mit dem Museum wird eben die Vermittlung der Stadtgeschichte komplett. Wir haben zwar auch so in den letzten Jahren ein umfangreiches museumspädagogisches Programm angeboten, aber jetzt können wir wieder Vorträge, Aktionen und Schriften begleitend zur Ausstellung koordinieren und so ein umfassendes Programm bieten.
Sie müssen in der neuen Dauerausstellung auf Exponate verzichten. Schmerzt das?
Kaum. Wir zeigen unsere wichtigsten Exponate immer noch und auch viel Neues unter neuen Aspekten. Früher hätte man die Räume sicher voller gestellt. Ein Teil unseres Konzeptes ist es aber auch, flexibler in der Dauerausstellung zu sein. Früher hat man die Schau komplett eingerichtet und für die kommenden 15 Jahre so gelassen. Heute haben wir die Möglichkeit, Teile der Ausstellung auch mal zu ergänzen oder zu verändern. Wir haben ja auch immer wieder Schenkungen von Bürgern, die wir dann gerne zeigen wollen.
Wird es ihnen nun nach dem ganzen Umbau nicht langweilig?
Sicher nicht. Wir dürfen ja unsere wechselnden Sonderausstellungen vorbereiten. Die kommende zu Barbarossa im Herbst ist schon weit gediehen. Wir kooperieren dabei mit Studenten aus Freiburg und München. Außerdem wollen wir die Räume im Alten Kasten, die wir als Zwischenlager für die Exponate des Storchens genutzt hatten, zu einem Veranstaltungsraum für die Museumspädagogik umbauen. Dort hätten immerhin 80 bis 90 Zuhörer Platz. Und schließlich feiern wir 2017 das 25-Jahr-Jubiläum des jüdischen Museums in Jebenhausen. Dazu würden auch dort die Ausstellung gerne modernisiert präsentieren.