Über vier Jahrzehnte lang prägte Wieland Backes das Fernsehprogramm im Südwesten. Sein SWR-„Nachtcafé“ erreichte auch weit jenseits des Sendegebietes Traumquoten. Das ist zwar Geschichte. Aber noch immer gehört der Journalist zur aktiven Bürgergesellschaft der Stadt. Am Samstag wird er 70.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Über’s Fernsehen wird ja grundsätzlich geschimpft. Nie und nirgends senden die Sender etwas Interessantes, rundweg alle Programme spielen weit unter unserem Niveau, letztlich sinkt die Qualität schier unaufhaltsam seit den ersten bewegten Bildern von den Olympischen Spielen in Berlin.

 

Es gibt nur wenige Protagonisten des Bildschirms, die vom allgemeinen Gnatz der gequälten Gebührenzahler ausgenommen sind, aber er gehört zweifellos dazu: Wieland Backes. Über vier Jahrzehnte lang garantierten seine Ruhe und Konzentration, sein Interesse an der Welt und vor allem natürlich seine Kompetenz in der Sache, dass TV-Zuschauer im Südwesten (und weit darüber hinaus) ihren Glauben an den Sinn öffentlich-rechtlicher Medien nicht völlig aufgaben. Er war eine der prägenden Gesichter des alten Südfunks – und später hatte der SWR auch ihm zu verdanken, dass die alten Südfunk-Fans sich nach der politisch erzwungenen Senderfusion 1999 im neuen Style nicht gänzlich verkauft und heimatlos fühlten.

„Unterhaltende Information“ hieß die Abteilung, die Backes 1987 im Sender mitbegründete, und treffender lässt sich die Idee ja auch nicht benennen, die hinter dem im gleichen Jahr gestarteten „Nachtcafé“ am späten Freitagabend startete: betont ruhige, themenorientierte Gespräche mit einer überschaubaren Anzahl von Gästen zu Fragen der Zeit oder des Lebens, die wirklich Relevanz hatten. Promis waren erlaubt, aber nur, wenn sie wirklich etwas zur Sache beitragen konten. Ansonsten versammelte Backes Leute, von denen der Zuschauer in der Regel noch nie zuvor etwas gehört hatte. Aber man glaubte Backes sofort, dass dies schnellstens zu ändern war.

Im Stuttgarter Literaturhaus pflegt er eine neue Gesprächsreihe

Das „Nachtcafé“ mit Wieland Backes ist inzwischen Geschichte, aber das ändert nichts an der Präsenz des gern, aber nie unangenehm distinguiert auftretenden Mannes, geboren 1946 als Kind von Flüchtlingen aus dem Banat in Österreich, seit der Kindheit aber daheim in Württemberg. Kulturell interessiert ist Backes von jeher, kulturpolitisch engagiert etwa seit Gründertagen im Stuttgarter Literaturhaus (hier pflegt er neuerdings seine eigene Gesprächsreihe) oder in der Bürgerstiftung. Backes ist ein verlässlicher Ansprechpartner und Kombattant, wenn es darum geht, Fragen neu zu bedenken, Projekte anzustoßen, Bündnisse zu schmieden.

Am Samstag feiert Wieland Backes seinen 70. Geburtstag. Man ahnt, die Zahl der Gratulanten wird groß sein. Dahinter sammelt sich aber eine noch viel größere Schar: das Publikum. Backes genießt dessen Zuspruch. Aber er hat ihn sich eben auch verdient.