Beim Wien-Tatort sterben ein Iraner und der Waldviertler Waffenlobbyist, den seine vielen Freunde nur Jolly nennen. Es gibt spannendere Agentenfilme. Aber dieser Tatort hat andere Stärken.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Wien - Von den Aktivitäten des Mossad in hiesigen Gefilden hat man schon länger nichts mehr gehört. Auch das Genre des Agententhrillers hat der israelische Geheimdienst James Bond überlassen. Eine Renaissance ist fällig – und wo sollte sie ihren Anfang nehmen, wo außer in Wien, der Kapitale, in der während des Kalten Kriegs das Agentenwesen blühte?

 

Das dachten sich so oder so ähnlich Max Gruber (Buch) und Thomas Roth (Regie), die für den jüngsten „Tatort“ verantwortlich zeichnen. Neben der Stadt Wien fügen sich der Anlass (politisch verstrickter Iraner auf Atomprogramm-Mission fällt aus Hotelzimmer) und die verwendeten Mittel zu einem veritablen Agentenkrimi: angezapfte Telefone sowie heimlich angemietete Wohnungen – und am Ende kommt der Tod auf zwei Rädern. Sogar ein Garagenhacker im Stile des 007-Q wird aufgeboten.

Nun gibt es in der Bewegtbildhistorie Filme, in denen so ein Setting aufregender inszeniert worden ist. Andererseits darf man es den bedächtig ermittelnden Kommissaren Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) nicht übel nehmen, dass sie es nicht mal eben so mit Gegen- oder Mitspielern solchen Kalibers aufnehmen: Am Ende stellt sich heraus, dass die beiden israelischen Agenten die Ermittlungen wie ein Puppenspiel inszeniert haben. Das macht aber nichts, denn in ihrer charmanten Unbedarftheit bringen die beiden herrlich weanerisch polternden Kommissare die von ihrem mitermittelnden Vorgesetzten Rauter (Hubert Kramar) ins Spiel gebrachte „österreichische Lösung“ ja doch noch hin. Sie schießen zwar nicht selbst, aber mit dem von seinen „Freunden“ nur Jolly genannten Waffenlobbyisten muss am Ende wenigstens der Richtige dran glauben.